Japan hat die Gefahr des Atomstörfalls im Kraftwerk Fukushima auf die höchste Stufe angehoben. Das gab die Atomaufsichtsbehörde in Tokio am Dienstag bekannt. Der Unfall hat damit jetzt die Einstufung 7, was bisher nur die schwere Tschernobyl-Katastrophe hatte.
Unterdessen wurde Japan am Dienstag erneut von zwei starken Nachbeben über der Stärke 6 erschüttert, die auch wieder Häuser in Tokio ins Wanken brachten. Die Arbeiter im Atomkraftwerk Fukushima Eins wurden aufgefordert, sich in Sicherheit zu bringen. Die Pumpen zur Kühlung der Reaktorblöcke wurden aber nach Angaben des Betreibers Tepco nicht unterbrochen. Es gab auch keine Berichte über Verletzte oder Schäden. Seit dem Beben der Stärke 9,0 vor einem Monat gab es Hunderte Nachbeben.
Stufe 7 auf der Ines-Skala
Die Anhebung der Schwere des Atomunfalls in Fukushima auf die Gefahrenstufe 7 bedeutet, dass es Auswirkungen auf Gesundheit und Umwelt in einem weiten Umfeld gibt. Die in Fukushima freigesetzten radioaktiven Materialien würden bislang zehn Prozent der von Tschernobyl betragen, hieß es. Die Regierung kündigte an, die Messungen von Radioaktivität auszuweiten. Die freiwerdende Radioaktivität habe sich jedoch zuletzt verringert. Die Strahlung stamme überwiegend aus dem Reaktor 2, wo es am 15. März zu einer Explosion gekommen war, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo.
Das radioaktive Leck könnte jedoch die in Tschernobyl freigesetzte Menge noch übertreffen, berichtete Kyodo unter Berufung auf den Betreiber Tepco. Bisher hatte für drei Meiler im AKW Fukushima Eins die Stufe 5 gegolten. Nach der Katastrophe von Tschernobyl war eine Skala geschaffen worden, um die Öffentlichkeit einheitlich über die Schwere eines Atomunfalls zu informieren. Auf dieser siebenstufigen Ines-Skala (International Nuclear and Radiological Event Scale) hatte bisher nur der Tschernobyl-Unfall die höchste Einstufung 7 bekommen.
Drei Menschen sterben nach Beben am Montag
Derweil versuchen Arbeiter in Fukushima weiter, die Atomruine unter Kontrolle zu bringen. Am Vortag hatte ein weiteres starkes Erdbeben neue Probleme ausgelöst. Der Erdstoß mit der Stärke 7,0 unterbrach kurzzeitig die Stromversorgung. Die Kühlung der kritischen Reaktoren 1 bis 3 fiel für 50 Minuten aus. Das Abpumpen verseuchten Wassers verzögerte sich. Auch das Einleiten von Stickstoff zur Verhinderung von Wasserstoffexplosionen musste gestoppt werden.
In Folge des starken Nachbebens kamen drei Menschen bei Erdrutschen ums Leben. Auch am Dienstagmorgen suchten weitere Nachbeben das geplagte Inselreich heim. Berichte über neue Probleme in der Atomruine gab es aber nicht. Auch wurde keine Warnung vor Tsunami ausgegeben.
Der Betrieb von Hochgeschwindigkeitszügen konnte nach kurzer Unterbrechung wieder aufgenommen werden. Auch die Landebahnen auf dem Tokioter Flughafen Narita mussten zwischenzeitlich gesperrt werden. Die Stärke des Bebens war zunächst mit 6,3 angegeben worden, wurde aber auf 6,4 angehoben. Seit dem Beben der Stärke 9,0 vor einem Monat kam es zu hunderten Nachbeben.
dpa/sh - Bild: Franck Robichon