Unter den sechs Todesopfern des Amoklaufs in Holland sind keine Kinder. Bei den Getöteten habe es sich um drei Frauen und drei Männer gehandelt, sagte der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Alphen . Allerdings seien unter den insgesamt 17 Verletzten zwei Mädchen im Alter von sechs und acht Jahren. Sie gehörten aber nicht zu den insgesamt sieben Schwerverletzten.
Der 24-jährige Täter, der Mitglied in einem Schützenverein war, feuerte Samstagmittag laut Augenzeugenberichten mehr als zehn Minuten lang "mit enormer Kaltblütigkeit" wahllos um sich. Dann tötete er sich selbst mit einem Kopfschuss aus einer Pistole.
Die Motive für die Bluttat im Shopping Center "Ridderhof" in Alphen aan den Rijn, rund 40 Straßenkilometer südlich von Amsterdam, galten am Sonntag noch als weitgehend rätselhaft. Der ortsansässige Täter habe zwar seiner Mutter einen Abschiedsbrief hinterlassen, darin aber nichts über seine Beweggründe mitgeteilt, sagte die ermittelnde Staatsanwältin Kitty Nooy. Der Täter sei allem Anschein nach suizidgefährdet gewesen.
Der Amokschütze, dessen Namen die Behörden mit Tristan van der Vlis angaben, war der Polizei bereits vor Jahren aufgefallen. Er sei 2003 als Jugendlicher wegen eines Verstoßes gegen das Waffen- und Munitionsgesetz aktenkundig geworden, räumte die Staatsanwältin ein. Ungeachtet dessen habe er später insgesamt fünf Waffenscheine bekommen und zuletzt mindestens drei Waffen besessen.
Nach Angaben von Zeugen erschoss der mit einer militärischen Tarnjacke bekleidete Amokläufer bereits auf dem Parkplatz vor dem Einkaufszentrum einen Mann, der ihn auf seine Maschinenpistole angesprochen haben soll. Der Mörder sei danach "äußerlich völlig ruhig" in das Gebäude gegangen und habe blindlings gefeuert, berichteten Zeugen.
Später sei in dem vor dem Einkaufszentrum geparkten Auto des Amokschützen, einem schwarzen Mercedes, ein Brief mit Hinweisen zu angeblich in drei Einkaufszentren deponiertem Bomben gefunden worden, berichtete Staatsanwältin Nooy. Die Polizei ließ die Gebäude sowie alle umliegenden Wohnungen evakuieren. Bei Durchsuchungen wurde jedoch kein Sprengstoff entdeckt. Die Anwohner konnten in der Nacht in ihre Häuser zurückkehren.
Für die weiteren Ermittlungen wurden rund 150 Polizeibeamte eingesetzt, auch aus anderen Landesteilen. In der Wohnung des Amokschützen, die unweit vom Tatort liegt, wurden unter anderem Computer beschlagnahmt. In seinem Abschiedsbrief habe er auf "digitale Informationen" verwiesen. Bei der Untersuchung seines Computers habe man dazu jedoch nur zwei Dateien mit stark spirituell gefärbten Texten ohne klare Hinweise auf die Mordtat gefunden.
Das Drama in Alphen aan den Rijn habe ihr großen Kummer bereitet, ließ Königin Beatrix (73) erklären. Sie sei "sprachlos angesichts des enormen Leids, das so vielen Menschen zugefügt wurde", sagte ein Hofsprecher. Königin Beatrix und die Regierung bekundeten den Opfern ihr Beileid.
dpa/rkr/jp - Bild: Bernd Thissen (epa)