Nach 738 Tagen Gefangenschaft sind alle von der islamistischen Hamas im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln frei. Mehrere israelische Medien berichteten, dass bei einer zweiten Übergabe 13 Entführte dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben worden seien.
Kurz zuvor waren die ersten sieben Geiseln zurück nach Israel gebracht worden. Alle freigelassenen Geiseln sind laut israelischen Medien in "gutem Zustand".
Nach der Übergabe der Geiseln an das IKRK sollen die Entführten innerhalb des Küstenstreifens an das israelische Militär übergeben werden. In einem Militärlager am Rande des Gazastreifens soll es ein erstes Wiedersehen mit Angehörigen und eine medizinische Untersuchung geben und danach sollen die Menschen in Krankenhäuser zur weiteren Behandlung geflogen werden.
Hunderte Menschen hatten sich in den frühen Morgenstunden auf dem "Platz der Geiseln" im Zentrum der Küstenmetropole Tel Aviv versammelt. Die Rückkehr der Geiseln wurde auf großen Bildschirmen übertragen. Freiwillige brachten in Straßen rund um die Krankenhäuser, in die die Geiseln gebracht werden sollen, Transparente zu ihrer Begrüßung an.
Im Gegenzug für die Übergabe der letzten Geiseln durch die Hamas muss Israel gemäß dem Abkommen knapp 2.000 palästinensische Häftlinge freilassen. Darunter sind bis zu 250, die zu lebenslangen Haftstrafen verurteilt wurden.
Neben der Hamas hatten sich auch andere Terrorgruppen an dem Überfall in Israel am 7. Oktober 2023 beteiligt. Rund 1.200 Menschen wurden dabei getötet und mehr als 250 als Geiseln nach Gaza verschleppt.
Videos als Hamas-Propaganda
Kurz vor ihrer Freilassung hatten einige Geiseln Berichten zufolge per Video mit ihren Angehörigen telefonieren können. Israelische Medien veröffentlichten Bilder der Gespräche, auch Videos davon tauchten in sozialen Medien auf. Für die Geiseln war es wohl der erste Kontakt mit ihren Familien nach Gefangenschaft seit mehr als zwei Jahren.
Die Videos dienen als Propaganda für die Terrororganisation Hamas, die sich damit als menschlich inszenieren kann. Bei den Bildern der Gespräche sind teilweise Hamas-Mitglieder im Hintergrund zu sehen.
Der Hamas war bei vorigen Geisel-Freilassungen ebenfalls vorgeworfen worden, diese für propagandistische Zwecke zu nutzen. Die am Montag erfolgten Freilassungen sollten deshalb ohne öffentliche Zeremonie und ohne Medienvertreter ablaufen.
dpa/est