Nach dem neuen schweren Erdbeben in Japan richten sich die bangen Blicke auf das AKW Onagawa, in dem radioaktiv verseuchtes Wasser in einem Abklingbecken Sorge bereitet. Bei den Erdstößen der Stärke 7,1 schwappte eine kleine Menge des leicht verstrahlten Wassers aus einem Becken für Brennstäbe.
Außerdem wurden Lecks an acht Stellen in der Anlage gefunden, wie der Fernsehsender NHK unter Berufung auf den Betreiber berichtete. Die Strahlung rund um den Meiler, 180 Kilometer nördlich vom Krisen-AKW Fukushima, sei aber nicht erhöht.
Die Anlagen in Onagawa sind zwar seit dem verheerenden Erdbeben der Stärke 9,0 und dem Tsunami vor vier Wochen abgeschaltet, die Brennelemente müssen aber weiter gekühlt werden. Dafür wird Strom gebraucht. Die Kühlung setzte nach dem Nachbeben kurzzeitig aus, berichtet der Sender NHK. Mittlerweile funktioniere sie aber wieder.
Im AKW Higashidori in der Präfektur Aomori und in der Wiederaufbereitungsanlage Rokkasho wurde die externe Stromversorgung unterbrochen, berichtete die Nachrichtenagentur Kyodo. Die Notversorgung funktioniere aber an beiden Orten.
Fukushima Eins nicht betroffen - China besorgt
Das Katastrophen-Kraftwerk Fukushima Eins, das durch das Beben und den Tsunami am 11. März massiv beschädigt wurde, blieb diesmal dagegen verschont. Es habe keine neuen Schäden gegeben, wie der Betreiber Tepco mitteilte. Techniker kämpfen dort seit Wochen gegen einen drohenden Super-GAU.
Die Kühlung der Reaktoren mit Wasser funktioniere auch nach dem Beben weiter, berichtete die Agentur Kyodo. Es wurde nach Angaben von Tepco auch weiter Stickstoff in das Reaktorgehäuse am Block 1 eingeleitet. Die Maßnahme läuft seit Donnerstag. Das Gas soll das brisante Luftgemisch im Innern verdünnen und so verhindern, dass es zu neuen Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie kommt.
Nach Südkorea hat sich nun auch China besorgt darüber gezeigt, dass aus dem Atomkraftwerk Fukushima radioaktiv verseuchtes Wasser in den Pazifik geleitet wird. Man beobachte die Entwicklung in Japan sehr genau, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Hong Lei, am Freitag. Japan sei gebeten, China rechtzeitig und umfassend über die aktuelle Lage in Fukushima zu unterrichten. Als Nachbarland sei China "natürlich besorgt" über die Situation, erklärte der Sprecher.
Tepco hatte diese Woche begonnen, 11,5 Millionen Liter verseuchtes Wasser aus dem zerstörten AKW Fukushima ins Meer zu leiten. Damit sollte in Tanks Platz geschaffen werden, um dort später stärker verstrahltes Wasser sicher speichern zu können.
Doch Erweiterung der Evakuierungszone?
Unterdessen denkt die japanische Regierung über eine Erweiterung der Evakuierungszone um den Katastrophenreaktor nach. Japanische Medien berichteten, die Regierung könnte auch den Bewohnern außerhalb eines 30-Kilometer-Radius' um Fukushima raten, das Gebiet zu verlassen.
Bei dem schweren Nachbeben in der Nacht zum Freitag starben mindestens vier Menschen, 140 weitere wurden verletzt, berichtete die Nachrichtenagentur Jiji Press. Das Epizentrum lag nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS in einer Tiefe von etwa 40 Kilometern in der Präfektur Miyagi, 66 Kilometer östlich von Sendai, das bereits bei der Katastrophe am 11. März verwüstet worden war.
dpa/km - Archivbild: Dai Lurokawa (epa)