An der Atomruine Fukushima füllen Arbeiter seit dem frühen Donnerstagmorgen Stickstoff in Kraftwerksblock 1. Sie wollen das brisante Luftgemisch im Reaktorgehäuse verdünnen und so verhindern, dass es erneut zu Wasserstoff-Explosionen wie kurz nach der Havarie am 11. März kommt. Nach Medienberichten gab es keine Probleme. Der Druck in dem Reaktorgehäuse sei wie erwartet leicht gestiegen. Später könnten die Reaktorblöcke 2 und 3 folgen.
Unterdessen meldete sich der seit Wochen aus der Öffentlichkeit verschwundene Chef des japanischen Atomkraftwerksbetreibers Tepco am Donnerstag zurück.
Wie der Fernsehsender NHK berichtete, ist der Kühlwasserstand im Reaktorblock 1 nach wie vor niedrig, so dass sich die Brennstäbe gefährlich erhitzen. Dadurch könnte sich das Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff getrennt haben. In diesem Fall stiege das Risiko einer Knallgasexplosion. Mit Stickstoff lässt sich das gefährliche Gemisch verdünnen. Ebenso wie Tepco geht auch die japanische Atomsicherheitsbehörde NISA nicht davon aus, dass durch die Stickstoff-Zuführung große Mengen an radioaktivem Dampf aus dem Reaktorgehäuse strömen können.
Kernbrennstäbe immer noch frei
Becken mit gebrauchten Kernbrennstäben liegen nach wie vor offen. Um sie zu kühlen, werden die Becken mit Wasser geflutet. Da dieses verseuchte Wasser überlaufen kann, muss das automatische Kühlsystem wieder in Gang gebracht werden. Die Arbeiter können diese Maschinen jedoch wegen der extremen Verstrahlung nicht erreichen. Wie Kyodo berichtete, erwägt die Regierung, ein ferngesteuertes US-Flugzeug einzusetzen, um die extrem hohe Strahlung an den Abklingbecken der Reaktoren zu messen.
Wie der staatliche Nachrichtensender NHK meldete, ergaben Messwerte vom Mittwoch eine um das 140.000-fach erhöhte Belastung mit dem radioaktiven Jod-131. Mit 5600 Becquerel pro Kubikzentimeter sei die Strahlung aber nur noch halb so hoch wie am Dienstag, hieß es unter Berufung auf Daten des Betreibers Tepco. Ein vorläufiger Höchstwert war am 2. April mit dem 7,5-Millionen-Fachen der zulässigen Strahlenbelastung gemessen worden.
Kreditprogramm soll Banken helfen
Den Banken in der erdbebenzerstörten Katastrophenregion wollen Japans Währungshüter mit einem Kreditprogramm helfen. Mit bis zu einer Billion Yen (8,2 Milliarden Euro) will die Zentralbank den Banken ermöglichen, von der Krise betroffene Firmen mit frischem Geld zu versorgen. Die Bank von Japan senkte ihre allgemeine Einschätzung der wirtschaftlichen Lage des Landes. Japans Wirtschaft sei in Folge der Katastrophe unter starken Druck geraten, vor allem im Produktionssektor. Daran werde sich vorerst nichts ändern.
Genau vier Wochen nach Erdbeben und Tsunami will das japanische Kaiserpaar an diesem Freitag ein Auffanglager in der Tokioter Nachbarprovinz Saitama besuchen. Dort sind rund 1200 Flüchtlinge aus Futaba untergekommen. In Futaba steht das zerstörte Kernkraftwerk Fukushima Eins, das von dem Tsunami schwer getroffen worden war.
Nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo will US-Außenministerin Hillary Clinton nächste Woche Japan besuchen.
dpa/sr - Archivbild: Tepco