Die Vereinten Nationen haben am Freitag offiziell eine Hungersnot in Gaza ausgerufen. Laut UN-Experten befinden sich eine halbe Million Menschen in einer "katastrophalen" Lage.
Die UN hatte in den vergangenen Monaten bereits mehrfach vor einer Hungersnot in dem Küstenstreifen gewarnt, der durch den Krieg zwischen der extremistischen palästinensischen Bewegung Hamas und Israel zerstört wurde. Die Internationale Überwachungsstelle für Ernährungssicherheit (IPC), ein UN-Gremium mit Sitz in Rom, stellt nun fest, dass sich die Lage im Gazastreifen so verschlechtert hat, dass in der Provinz Gaza, zu der auch Gaza-Stadt gehört, eine Hungersnot herrscht.
Das Leben von 132.000 Kindern unter fünf Jahren sei wegen Unterernährung bedroht, teilte das IPC mit. 41.000 davon würden als besonders bedrohliche Fälle betrachtet, doppelt so viele wie bei der vorherigen Einschätzung im Mai.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist es das erste Mal, dass in einem Land des Nahen Ostens eine Hungersnot ausgerufen wird.
Autonomiebehörde ruft zum Handeln auf
Die palästinensische Autonomiebehörde hat die internationale Gemeinschaft zum Handeln aufgerufen. Alle Länder und vor allem der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen müssten nun den Druck auf Israel erhöhen, so die Forderung der Autonomiebehörde. Das sei der einzige Weg, um der Hungersnot zu begegnen und ihre Ausbreitung zu verhindern.
Internationale Gerichte würden aufgerufen, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Zudem müssten die Grenzübergänge geöffnet, Hilfsgüter hineingelassen und mit dem sofortigen Wiederaufbau Gazas werden, so die Autonomiebehörde.
Israel: "Es gibt keine Hungersnot"
Israel hat die Erklärung einer Hungersnot in einem nördlichen Bereich des Gazastreifens zurückgewiesen. Es gebe keine Hungersnot in Gaza, heißt es in einer Mitteilung des israelischen Außenministeriums. Die gängigen Kriterien dafür seien nicht erfüllt.
Die Einschätzung der zuständigen IPC-Initiative basiere zudem auf falschen Angaben der Hamas. In den vergangenen Wochen hätten Hilfslieferungen "den Gazastreifen mit Grundnahrungsmitteln überschwemmt", heißt es in der Mitteilung.
dpa/afp/rop