Rund 22 Monate nach Beginn des Gaza-Kriegs hat sich Israels Führung für eine Verschärfung der Kämpfe entschieden. Das israelische Sicherheitskabinett stimmte einem Plan zur Einnahme der Stadt Gaza zu. Das teilte das Büro von Ministerpräsident Netanjahu am frühen Freitagmorgen mit. Das Gremium billigte nach stundenlangen Beratungen einen entsprechenden Militäreinsatz.
Das Sicherheitskabinett beschloss zudem fünf Prinzipien, um den Krieg im Gazastreifen zu beenden. Dazu gehörten unter anderem die militärische Kontrolle des Küstengebiets durch Israel und die komplette Entwaffnung der islamistischen Hamas.
Auch soll der Gazastreifen entmilitarisiert werden. Anschließend solle dort eine alternative Zivilregierung aufgebaut werden.
Angehörige israelischer Geiseln haben die Ausweitung des Kriegs im Gazastreifen als "Todesurteil" für die noch immer festgehaltenen Geiseln bezeichnet. Die Entscheidung der politischen Führung sei eine offizielle Erklärung, die Geiseln aufzugeben, und führe diese und auch israelische Soldaten in eine "kolossale Katastrophe", erklärte das Forum der Geisel-Angehörigen.
Nach israelischer Einschätzung befinden sich noch 50 Geiseln in Gaza, davon sollen 20 noch am Leben sein.
Opposition: Entscheidung des Kabinetts eine Katastrophe
Israels Oppositionsführer Jair Lapid hat die vom Sicherheitskabinett beschlossene Einnahme der Stadt Gaza als "Katastrophe" bezeichnet. Dies werde zum Tod der Geiseln sowie der Tötung vieler israelischer Soldaten führen.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe sich entgegen den Einwänden der Armeeführung von seinen rechtsextremen Koalitionspartnern treiben lassen, erklärte Lapid.
Starmer warnt vor weiterer Eskalation im Gazastreifen
Der britische Premierminister Keir Starmer fürchtet eine weitere Eskalation des Konflikts. Die beschlossene Maßnahme werde weder zur Beendigung des Konflikts noch zur Freilassung der Geiseln beitragen. Sie werde nur zu weiterem Blutvergießen führen, schreibt Starmer in einer Mitteilung.
Israels Regierung müsse ihre Entscheidung sofort überdenken, forderte er. Die humanitäre Krise in der Region verschärfe sich jeden Tag. Man brauche einen Waffenstillstand, eine Zunahme humanitärer Hilfe, die Freilassung aller Geiseln durch die Hamas und eine Verhandlungslösung, sagte Starmer.
Von der Leyen: "Israel muss Entscheidung überdenken"
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen fordert Israel auf, eine weitere militärische Eskalation im Gazastreifen zu hinterfragen.
Humanitäre Hilfe müsse sofort und ungehindert Zugang zum Gazastreifen erhalten, fordert von der Leyen. Gleichzeitig müssten alle Geiseln freigelassen werden. Es brauche jetzt einen Waffenstillstand.
dpa/okr/cd