Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu will, dass sein Land die Kontrolle über den gesamten Gazastreifen übernimmt. Das sagte er dem US-Sender Fox News.
Netanjahu betonte, Israel wolle das Gebiet nicht dauerhaft besetzen, sondern es von der Hamas befreien, um es schließlich an andere Kräfte zu übergeben. Dies müssten Kräfte sein, die nicht zur Vernichtung Israels aufriefen.
Gaza-Einnahme könnte ein halbes Jahr dauern
Wenn Israel den gesamten Gazastreifen besetzen will, könnte das ein halbes Jahr dauern. Das berichten israelische Medien. Das israelische Sicherheitskabinett will am Donnerstagabend über den entsprechenden Plan von Regierungschef Netanjahu beraten.
Die Armeeführung und die Opposition warnen allerdings vor einem solchen Schritt. Er könnte für die Armee verlustreich sein, das Leben der Geiseln gefährden sowie die Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung weiter verschlimmern.
Israel kontrolliert derzeit rund drei Viertel des Gazastreifens. Dort leben etwa zwei Millionen Menschen. Der Generalstabschef Zamir spricht sich Berichten zufolge dafür aus, die verbliebenen Viertel mit einer Blockade zu belegen und mit Razzien und Luftangriffen gegen die Terrororganisation Hamas vorzugehen.
EU: Israel hält Hilfsdeal für Gaza nicht ganz ein
Israel hält sich nach Einschätzung der EU bislang nicht vollständig an eine Vereinbarung mit der Europäischen Union, um die Zivilbevölkerung im Gazastreifen zu versorgen. Zwar würden seit Juli täglich mehr Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen einfahren, allerdings lägen die Zahlen noch unter den vereinbarten. Das erklärt der diplomatische Dienst der EU.
Die EU beklagt außerdem, dass es die Zahlen selbst nicht prüfen könne, weil Israel keinen Zugang zum Gazastreifen gewähre. Zudem behindere Israel nach Angaben von UN und Hilfsorganisationen weiterhin humanitäre Einsätze und Hilfslieferungen.
Angehörige israelischer Geiseln stechen Richtung Gaza in See
Angehörige israelischer Geiseln sind von der Küstenstadt Aschkelon aus mit Booten in Richtung des Gazastreifens in See gestochen. Sie wollen mit der Protestaktion auf das Schicksal ihrer Liebsten aufmerksam machen und ihnen "so nahe wie möglich sein". Das teilte das Forum der Geisel-Angehörigen mit.
Dem israelischen Nachrichtenportal "ynet" zufolge warnten die Teilnehmer der Aktion vor einem Plan der israelischen Führung zur vollständigen Einnahme des Gazastreifens. Dieser könne die Geiseln in Lebensgefahr bringen. Die Rückkehr aller 50 Geiseln nach Hause sei das einzige Siegesbild.
Ärzte ohne Grenzen: Lebensmittelausgabe in Gaza ist organisierter Mord
Seit Ende Mai verteilt die umstrittene Gaza Humanitarian Foundation (GHF), die neben Israel auch von den USA unterstützt wird, Hilfsgüter im Gazastreifen - parallel zum Einsatz internationaler Hilfsorganisationen.
Doch im Umfeld der vier GHF-Zentren im Gazastreifen kommt es immer wieder zu tödlichen Zwischenfällen. Aus Sicht der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sind diese Verteilungsstellen der GHF Orte der organisierten Morde und Entmenschlichung.
Auf der Grundlage von medizinischen Daten und Zeugenaussagen aus einem jüngsten Bericht kommt Ärzte ohne Grenzen zu dem Schluss, dass die israelischen Truppen an diesen Stellen gezielte und willkürliche Gewalt gegen Palästinenser ausüben, die dort versuchen, Lebensmittel zu erhalten. Die Menschen hätten genauso viele Chancen, etwas zu essen zu bekommen, wie eine Kugel in den Kopf zu kriegen.
dpa/belga/okr/cd