Der Kampf um die Wirtschaftsmetropole der Elfenbeinküste geht weiter: Den Truppen des gewählten Präsidenten Alassane Ouattara ist es auch am vierten Tag nach ihrem Einmarsch in Abidjan nicht gelungen, die Stadt unter Kontrolle zu bringen.
Die Streitkräfte des noch amtierenden Präsidenten Laurent Gbagbo, der auch knapp fünf Monate nach seiner Wahlniederlage nicht seinen Platz räumen will, verteidigten bislang erfolgreich den Präsidentenpalast und die Residenz.
Am Samstag sollen nach Angaben der VRT vier Blauhelmsoldaten von Anhängern Gbagbos schwer verletzt worden sein. Diese hatten am Samstag das Gebäude des staatlichen Fernsehens zurückerobert. Allerdings dominieren die Truppen Ouattaras das westafrikanische Land weitgehend.
Noch 250 Belgier in Elfenbeinküste
Im französischen Militär-Camp "Port-Bouët" in Abidjan halten sich derzeit 1653 Ausländer (etwa 800 Franzosen) auf. 27 Belgier haben dort Zuflucht gesucht, 200 Belgier haben das Land bereits verlassen. Insgesamt sollen sich noch etwa 250 Belgier in Elfenbeinküste aufhalten, 200 in Abidjan und 50 im Rest des Landes.
Das Außenministerium warnt weiterhin vor Reisen nach Elfenbeinküste. Die belgische Botschaft habe engen Kontakt zu den Landsleuten vor Ort, heißt es.
1000 Tote in Douékoué
Die Hintergründe des Blutbades in Duékoué im Westen des Landes waren auch am Sonntag unklar. Die Hilfsorganisation Caritas sprach auf ihrem Internet-Portal von einem Massaker mit 1000 Toten. "Die Caritas weiß nicht, wer verantwortlich ist für das Töten", betonte die Hilfsorganisation. Notwendig sei eine umfassende Untersuchung der Vorfälle.
Das Internationale Rote Kreuz hatte am Donnerstag die Toten auf den Straßen des Ortes gefunden. Die Menschen seien vermutlich am Dienstag getötet worden, einen Tag nach dem Einmarsch von Ouattaras Truppen. Über die näheren Umstände bestehe noch Unklarheit.
Hilfsorganisationen: Enorme Spannungen
Am Wochenende wuchs die Furcht vor neuen Gewaltausbrüchen in dem Vielvölkerstaat im Westen Afrikas. Die Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen seien enorm, berichtete ein Sprecher des Roten Kreuzes. Aus dem ganzen Land kämen Berichte über gewaltsame Übergriffe und blutige Konfrontationen, über Tote und Verletzte, sagte er. Auch die Organisation Ärzte ohne Grenzen berichtete von zunehmenden Spannungen im Land.
Frankreich fordere von Ouattara und allen Parteien in dem Land "größte Zurückhaltung und strikte Vermeidung von jeglicher Gewalt gegen Zivilisten". Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy hatte in einem Telefongespräch mit Ouattara am Freitagabend betont, dass die Verantwortlichen für Gewaltakte zur Rechenschaft gezogen würden.
Die UN hatten vor Bekanntwerden der Zahlen aus Duékoué geschätzt, dass der Machtkampf in der Elfenbeinküste bisher etwa 500 Todesopfer gefordert habe. Etwa eine Million Menschen sind demnach auf der Flucht. Der Menschenrechtsexperte der UNOCI meinte, das derzeit "keine der beiden Seiten die Menschenrechte respektiert".
Gbagbo: Lieber sterben als aufgeben
Gbagbo, der bei den Wahlen im November verloren hatte, will nach den Worten seines Vertrauten Alain Toussaint "lieber sterben als aufgeben". Dies sagte er dem französischen Fernsehsender "I-Télé". Unklar ist der Aufenthaltsort des 65-Jährigen Gbagbo. Der abgewählte Präsident befindet sich nach Einschätzung seiner Gegner entweder im Präsidentenpalast oder seiner Residenz in Abidjan.
In den vergangenen Tagen hatten die Streitkräfte der Elfenbeinküste ihre bisherige Loyalität zu Gbagbo aufgekündigt. Er verfüge nur noch über etwa 2000 Mann aus Republikanischer Garde und bewaffneten Studenten, hieß es in Abidjan.
dpa/vrt/belga/sh/km - Bild: Legnan Koula (epa)