Truppen des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi haben am Sonntag die Angriffe auf die von ihnen belagerten Städte Misurata und Al-Sintan fortgesetzt. Bewohner beschrieben die Lage als dramatisch und verzweifelt.
In Misurata, 210 Kilometer östlich von Tripolis, trafen Granaten ein Krankenhaus. Dabei wurde ein Mensch getötet und mehrere wurden verletzt. Das berichtet der arabische Sender Al Dschasira. In der drittgrößten Stadt des Landes herrsche ein Mangel an medizinischem Bedarf, hieß es von einer Oppositionsgruppe.
In Al-Sintan, 120 Kilometer südwestlich von Tripolis, habe der Artillerie-Beschuss durch Gaddafi-Truppen Häuser, Wasserwerke und E-Werke zerstört, sagte ein Sprecher der Regimegegner in der Stadt am Sonntag dem arabischen Fernsehsender Al-Dschasira.
Im Osten setzen Aufständische ihre Bemühungen fort, die Gaddafi-Truppen aus dem Ölhafen Al-Brega zu verdrängen. 300 bis 400 Rebellenkämpfer hätten bei einem Angriff am Sonntagmorgen Erfolg gehabt, mussten sich aber wieder aus der Stadt zurückziehen. Das berichtet die Nachrichtenagentur belga unter Berufung auf AFP.
200 Soldaten der Regierungstruppen sollen inzwischen zu den Rebellen übergelaufen sein. Darunter sollen auch einige Offiziere sein. Seitdem sei mehr Ordnung und Struktur bei den Aufständischen zu spüren, berichtet ein Reporter des Flämischen Rundfunks.
TV: Ausbilder und Waffen für libysche Rebellen
Amerikanische und ägyptische Spezialeinheiten bilden nach einem Bericht des arabischen Nachrichtensenders Al-Dschasira angeblich libysche Rebellen aus. Wie ein Informant aus den Reihen der Aufständischen einem Korrespondenten des Senders sagte, würden die Gegner des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi an einem geheimen Ort im Osten des Landes militärisch trainiert. Der Osten des nordafrikanischen Staates ist in der Hand von Oppositionellen.
Wie Al-Dschasira am Samstag weiter berichtete, hätten die Rebellen am Donnerstag im Schutze der Nacht eine Ladung von Katjuscha-Raketen aus Ägypten bekommen. Woher die Waffen genau stammten, sagte der Informant nicht. Sie seien jedoch auf dem neuesten Stand der Waffentechnik. Deshalb benötigten die Rebellen auch ausländische Ausbilder. Dafür seien vor Ort Mitglieder von amerikanischen und ägyptischen Spezialeinheiten. Eine unabhängige Bestätigung für diese Angaben gab es nicht.
Die libysche Regierung hat sich laut Al-Dschasira nicht überrascht gezeigt. Sie sieht dieses Vorgehen nicht durch die UN-Resolution zum Schutz der Zivilbevölkerung gedeckt.
Freudenfeuer löste Angriff auf Rebellen aus
Der Angriff auf den Fahrzeug-Konvoi der Rebellen in der Nacht zum Samstag wurde offenbar dadurch ausgelöst, dass unerfahrene Freiwilligen-Milizionäre aus Freude über das hörbare Nahen von Nato-Flugzeugen mit Flugabwehrkanonen in den Himmel geschossen hatten, erzählten Rebellen einem dpa-Korrespondenten. Die Piloten des Geschwaders stuften diese Feuer als feindlich ein und griffen den Fahrzeug-Konvoi an.
Die Nato wollte die Berichte über diesen Angriff zunächst überprüfen, sagte Nato-Sprecherin Oana Lungescu am Samstag auf Anfrage in Brüssel. 13 Aufständische seien bei dem Bombardement zwischen Adschdabija und Al-Brega getötet worden, berichtete der dpa-Korrespondent in Adschdabija unter Berufung auf Krankenhausärzte und Rebellen. Einer der Ärzte habe zudem elf Verletzte des Angriffs behandelt, wie er sagte.
dpa/belga/vrt/sh/km - Bild: Maurizio Gambarini (epa)