schwer beschädigten Atomkraftwerk Fukushima sich verbessert. Die japanische Regierung erwägt Notmaßnahmen, um den Austritt von Radioaktivität zu stoppen.
Fast drei Wochen nach dem Atomunfall bekommen die Techniker die Strahlen-Lecks immer noch nicht in den Griff. Überlegt wird nun, die Reaktoren mit Spezialgewebe abzudecken. Das sagte Regierungssprecher Edano.
Um was für eine Art von Spezialgewebe es sich handeln könnte, erläuterte er nicht. Außerdem wird geprüft, wie das radioaktiv verseuchte Wasser in Gräben und Kellern der Anlage am schnellsten abgepumpt werden kann.
Im Meer vor Fukushima wurde der zulässige Messwert des radioaktiven Jods-131 inzwischen um das 3355-Fache überschritten. Die Regierung und Atomexperten diskutierten nun "jede Möglichkeit", das havarierte Kraftwerk unter Kontrolle zu bringen, sagte Edano.
Tepco: Lage bessert sich - Regierung will alle Krisenmeiler stilllegen
Die Lage in allen sechs Reaktoren im havarierten Atomkraftwerk Fukushima hat sich nach Einschätzung des Betreibers Tepco verbessert. Trotzdem seien die Reaktorblöcke 1 bis 4 weiter noch nicht unter Kontrolle. Diese Einschätzung gab der Kraftwerksbetreiber Tepco am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo ab.
Arbeiter versuchen seit Wochen, eine Kernschmelze in mehreren Reaktoren zu verhindern. Das Erdbeben vom 11. März und der folgende Tsunami hatten die Kühlfunktionen der Reaktorblöcke zerstört. Stark verstrahltes Wasser, das aus mehreren beschädigten Reaktoren austritt, erschwert die Rettungsarbeiten.
Die sechs Reaktoren sollen nach dem Willen der japanischen Regierung nie mehr ans Netz gehen. Dies teilte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch nach Berichten der Nachrichtenagentur Kyodo mit. Außerdem soll die Sicherheit aller Kernkraftwerke des Landes überprüft werden. Der Kraftwerksbetreiber Tepco hatte zuvor erklärt, er wolle nur die Reaktoren 1 bis 4 dauerhaft stilllegen. Die zwei anderen Reaktoren seien noch operationsfähig.
Die Betreiberfirma des Kraftwerks, Tepco, steht offenbar vor der Pleite. Die bisherigen Notkredite von umgerechnet 17 Milliarden Euro würden nicht ausreichen. Der bisherige Chef des Betreibers Tepco kam heute ins Krankenhaus. Er leide an Bluthochdruck und Schwindelgefühlen.
Der Hafen von Zeebrugge erwägt, Schiffe aus Japan auf radioaktive Strahlung zu prüfen. Dabei will der Hafenbetreiber mit anderen Häfen und den föderalen Behörden zusammenarbeiten. Derzeit seien die Pläne noch nicht ausgereift. Daher gebe es keine weiteren Einzelheiten. Eine Kontrolle auf Radioaktivität könne frühstens ab Mitte April stattfinden.
Radioaktives Jod im Osten Russlands
Erstmals sind in der Luft im Fernen Osten Russlands Spuren von radioaktivem Jod-131 aus dem havarierten japanischen Atomkraftwerk Fukushima Eins nachgewiesen worden. Die Behörden in der Region Primorje rund um die Stadt Wladiwostok beruhigten jedoch die Menschen: Die Konzentration sei 100 mal niedriger als die für Menschen verträgliche tägliche Dosis. Es bestehe keine Gefahr für die Gesundheit, sagte Wladimir Kusnezow von der Akademie für Naturwissenschaften in Moskau am Mittwoch der Agentur Interfax.
Zahlreiche Menschen im Osten Russlands glauben den Beteuerungen der Regierung aber nicht. Sie hatten sich nach den Explosionen in Japan bereits panikartig mit Jod-Tabletten eingedeckt. Kusnezow warnte die Einwohner vor der unkontrollierten Einnahme der Präparate. "In der falschen Dosierung können sie schädlich sein", sagte der Wissenschaftler. Die Tabletten sollen verhindern, dass sich radioaktives Jod in der Schilddrüse anreichert und schwere Krankheiten wie Krebs auslöst.
Radioaktive Spuren in Lebensmitteln in Südkorea
Die südkoreanischen Behörden haben geringe Spuren radioaktiver Substanzen in Lebensmitteln aus Japan entdeckt. In 14 von 244 getesteten Produkten wurden nach Behördenangaben radioaktives Jod und Cäsium nachgewiesen. Die Lebensmittel wurden zwischen dem 19. und 29. März importiert. Die gemessenen Werte in den 14 Produkten liegen den Angaben zufolge jedoch weit unter der zulässigen Höchstgrenze für Cäsium und Jod. Für die Gesundheit der Verbraucher besteht demnach keine Gefahr.
Einige Produkte wurden bereits vor den Unfällen im japanischen Atomkraftwerk in Fukushima produziert. Daher ist nicht auszuschließen, dass in einigen Fällen die Radioaktivität auf natürliche Quellen zurückzuführen sei.
dpa/sh/km - Bild: Christian Aslund (epa)