Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten absichtlich mehr als 400 libysche Kinder mit dem Aids- Virus HIV infiziert.
Die Verteidigung kündigte an, sie werde das Urteil des Berufungsgerichts vor dem Obersten Gericht Libyens anfechten. Theoretisch wäre auch die Zahlung eines sogenanten «Blutgeldes» an die Angehörigen der erkrankten Kinder möglich, um die Vollstreckung der Urteile abzuwenden. Dies sollen die Hinterbliebenen jedoch bisher nach Angaben aus Libyen abgelehnt haben. Inoffiziell ist jedoch von sehr hohen Summen die Rede, über die angeblich verhandelt wird. Die bulgarische Regierung, die Europäische Union und Aids-Forscher hatten sich in den vergangenen Wochen vehement für die Freilassung der Krankenschwestern eingesetzt, die aus ihrer Sicht als Sündenböcke für die Schlamperei der libyschen Gesundheitsbehörden herhalten müssen. Ein Sprecher von EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso erklärte: «Präsident Barroso und die EU-Kommission sind von dem Urteil geschockt.» Justizkommissar Franco Frattini stellte die Kooperation mit Libyen in Frage und sagte, er hoffe noch auf «eine Möglichkeit des Nachdenkens bei den libyschen Verantwortlichen».
Bulgariens Staatspräsident rief die libysche Führung unter Revolutionsführer Muammar el Gaddafi auf, die Urteile aufzuheben. Das Gericht habe «unstrittige Beweise» für die Unschuld der Angeklagten nicht berücksichtigt. Westliche Experten führen den Ausbruch der Aids- Erkrankungen in dem Kinderkrankenhaus von Bengasi, in dem die Bulgarinnen und der Arzt gearbeitet hatten, auf katastrophale Hygienezustände zurück, die dort vor dem Eintreffen der Ausländer herrschten.
Die Krankenschwestern und der Arzt sind bereits seit Februar 1999 in Haft. Im Mai 2004 waren sie erstmals zum Tode verurteilt worden. Vor einem Jahr waren die Todesstrafen aufgehoben worden.
Libysches Gericht bestätigt Todesstrafen für Bulgarinnen
Ein libysches Gericht hat die Todesurteile gegen fünf bulgarische Krankenschwestern und einen palästinensischen Arzt bestätigt.