CDU-Chef Friedrich Merz ist bei der Kanzlerwahl im Bundestag im ersten Wahlgang durchgefallen. Er erhielt in geheimer Abstimmung 310 Ja-Stimmen und damit sechs weniger als die nötige Mehrheit von 316.
Die Koalitionsfraktionen CDU/CSU und SPD haben zusammen 328 Sitze im Parlament. Es ist ein Novum: Noch nie ist nach einer Bundestagswahl und erfolgreichen Koalitionsverhandlungen ein designierter Kanzler bei der Wahl im Bundestag gescheitert.
Merz will nach dem Scheitern im ersten Wahlgang in einem zweiten Versuch zur Wahl als Bundeskanzler antreten. "Wir werden als Koalition - Union und SPD - Friedrich Merz erneut für den zweiten Wahlgang vorschlagen", sagte Unionsfraktionschef Jens Spahn im Bundestag. Es sei gemeinsam beschlossen worden, in einen zweiten Wahlgang zu gehen. Wann dieser stattfinden werde, sei aber noch offen.
Der Bundestag kann jetzt innerhalb von 14 Tagen weitere Wahlgänge mit verschiedenen Kandidaten ansetzen. Für die Wahl gilt weiterhin die absolute Mehrheit von 316 Stimmen. Schafft das niemand, dann werden im nächsten Schritt die Anforderungen gesenkt. Dann reicht die einfache Mehrheit für die Wahl zum Bundeskanzler.
Nach drei Jahren und knapp fünf Monaten im Amt war der scheidende Bundeskanzler Olaf Scholz am Montagabend mit einem Großen Zapfenstreich von der Bundeswehr verabschiedet worden. Viele Weggefährten aus den Regierungsjahren saßen auf der Tribüne - und auch sein designierter Nachfolger Friedrich Merz. In seiner Abschiedsrede würdigte Scholz den bevorstehenden Regierungswechsel als "Ausdruck demokratischer Normalität".
dpa/sh