Trotz des verzweifelten Kampfs gegen die atomare Super-Katastrophe spitzt sich die Lage in Fukushima zu. Zwei Reaktoren des Atom-Wracks waren am Freitag ohne jede Kühlung. An mehreren Stellen stand Wasser, das 10.000-fach stärker strahlte als gewöhnlich.
"Die Regierung tut das Äußerste, um die Situation unter Kontrolle zu bringen", versicherte Japans Ministerpräsident Naoto Kan zwei Wochen nach dem Groß-Beben.
Er sehe keine Notwendigkeit, die Evakuierungszone um das Atomkraftwerk Fukushima Eins auf 80 Kilometer auszuweiten, wie die USA geraten hatten. Experten bei der Atomaufsichtsbehörde NISA hätten die Regierung beraten. Daraufhin seien angemessene Schritte unternommen worden, sagte Kan.
Regierungschef Kan räumte aber ein, dass die Lage in Fukushima weiter sehr ernst sei. Er dankte ausdrücklich den Einsatzkräften am Krisen-AKW. Sie riskierten ihr Leben. Die Verstrahlten hätten sein Mitgefühl.
Greenpeace: INES-Stufe 7
Die Umweltorganisation Greenpeace forderte, die AKW-Havarie auf die höchste Stufe der internationalen Atomunfallskala einzuordnen. Das wäre Stufe 7 der Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (INES). Aus der Atomanlage seien schon jetzt entsprechend große Mengen an Radioaktivität entwichen, teilte Greenpeace mit. Die japanischen Behörden sprechen bisher nur von Stufe 5. Andere Atom-Experten meinten aber auch bereits, der Super-GAU sei schon da.
Radioaktiv belastetes Wasser stoppte die Einsätze der Arbeiter an den Reaktoren 1 und 2, wie die Nachrichtenagenturen Kyodo und Jiji Press berichteten. Es wurde im Untergeschoss der Turbinenräume entdeckt - genau wie am Donnerstag bei Block 3. Die Techniker mussten sich zurückziehen.
Wind bringt etwas Erleichterung
Der Wind wird die radioaktiven Partikel aus den Unglücksreaktoren in den nächsten Tagen auf das offene Meer hinaus tragen. Die Millionenmetropole Tokio soll demnach nicht betroffen sein.
Die Zahl der Opfer nach Beben und Tsunami hat nach Medienberichten inzwischen die Marke von 10.000 Toten überschritten. Der Fernsehsender NHK berichtete am Freitagmorgen (Ortszeit) von 10.035 Opfern. Rund 17.500 Menschen gelten als vermisst. Noch immer leben mehr als 240.000 Menschen in Notunterkünften. Es fehlt weiter an Wasser, Heizmaterial, Treibstoff und Medikamenten. Am Freitag bebte die Erde erneut.
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dpa/sh/km - Bild: Everett Kennedy Brown (epa)