Trotz angeblicher Waffenruhe attackierten Gaddafis Truppen am Montag Stellungen der Rebellen in der Stadt Al-Sintan. Das berichtete der Sender Al-Arabija unter Berufung auf Augenzeugen. Französische Kampfflugzeuge flogen nach Angaben eines Militärsprechers in Paris Einsätze zur Durchsetzung der Flugverbotszone. London schloss einen direkten Angriff auf Gaddafi selbst nicht aus.
Die Außenminister der 27 EU-Staaten beschlossen in Brüssel, neun Firmen - darunter drei führende Geschäftsbanken - in eine Liste von Unternehmen aufzunehmen, deren Konten in der EU eingefroren werden. Die Liste von knapp 30 Personen, denen die Einreise in die EU verboten wurde und deren Konten in der EU gesperrt wurden, wurde um elf Mitglieder des Führungskreises von Gaddafi erweitert.
Die Nato zeigte sich weiterhin gespalten über eine Beteiligung an der Militäraktion. Aus den Nato-Ländern Türkei und Bulgarien kam Kritik. Bei Sondersitzungen in Brüssel wollten die Botschafter der 28 Nato-Staaten einen neuen Anlauf für eine Einigung machen. Russlands Regierungschef Wladimir Putin nannte es beunruhigend, wie leicht auf internationaler Ebene Kampfhandlungen gegen souveräne Staaten durchgesetzt würden und sprach laut Agentur Interfax von einem «Aufruf zum Kreuzzug».
Angriffe auf Gaddafi
Nach Berichten von Oppositionellen und arabischen Medien soll Chamies al-Gaddafi, ein Sohn des Machthabers, Opfer eines Kamikaze-Piloten geworden sein. Er sei an den Folgen schwerer Brandverletzungen gestorben, die er erlitten habe, als ein Deserteur der libyschen Luftwaffe vor einigen Tagen mit seinem Kampfjet absichtlich auf den Stützpunkt Bab al-Asisija stürzte. Dort leben Gaddafi und seine Familie.
Ein laut CNN als Kommandozentrum der Militärs genutztes Gebäude auf diesem Stützpunkt war am Sonntagabend bei einem Angriff der westlichen Allianz schwer beschädigt worden. Wo sich Gaddafi zu dem Zeitpunkt aufhielt, war unbekannt. Das Verteidigungsministerium in London erklärte, die von einem britischen U-Boot abgefeuerten Tomahawk-Marschflugkörper hätten Ziele in den Kommandostrukturen Gaddafis zerstören sollen. «Wir sind sehr zufrieden mit dem Erfolg der Operation», sagte Kommunikationschef John Lorimer.
Flüchtlinge und friedliche Demonstranten
Mehr als 100 geflüchtete Libyer erreichten in der Nacht zum Montag in zwei Booten Siziliens Ostküste. An den Grenzen zu Libyen kommen nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR seit dem Eingreifen des Westens weniger Flüchtlinge an. Allerdings steige innerhalb des Landes die Flüchtlingszahl. Etwa 5000 Menschen sollen sich demnach im Osten Libyens in Schulen und Universitäten aufhalten. Nach Zahlen vom 19. März sind fast 318.000 Menschen aus Libyen geflohen.
Gaddafi traf sich in der Nacht zum Montag mit Mitgliedern eines Volkskomitees, um einen «grünen Marsch» nach Bengasi zu organisieren. Die «Demonstranten» würden sich in friedlicher Absicht auf dem Weg in die Stadt im Osten machen. Bewaffnete Bürger würden sie aber begleiten, da die andere Seite ebenfalls bewaffnet sei. Ziel sei es, Pläne der Ausländer zu durchkreuzen, die Libyen ausplündern wollten.
dpa - Bild: Mohamed Messara (epa)