Es geht um weitere Konsequenzen und Lehren, die aus der Nuklearkatastrophe in Japan gezogen werden sollen oder müssen. Schon kurz nach der Havarie im AKW Fukushima hatte man Einigkeit in der EU darüber erreicht, alle in der EU betriebenen Atommeiler, was deren Sicherheit angeht, unter die Lupe zu nehmen.
Und in diesem Rahmen hatte man sich darauf verständigt, die knapp über 140 Atommeiler in der EU einer Reihe von Sicherheitschecks, so genannten Stresstests, zu unterziehen. EU-Energiekommissar Oettinger will bei dem Sondertreffen heute den Rahmen für diese Stresstests der KKW abstecken.
Fest steht, dass man alle europäischen Atomkraftwerke im zweiten Halbjahr einem solchen Stresstest unterziehen will und die Atommeiler dabei auf ihre Widerstandsfähigkeit und auf Risiken bei Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Überschwemmungen testen will. So soll zum Beispiel geprüft werden, ob ausreichende Notstromversorgungen vorhanden sind, ob Ausfallsicherheit bei Kühlsystemen durch deren Verdoppelung oder Verdreifachung gegeben ist und ob möglicherweise nicht auch in Europa die Gefahr von Erdbeben zum Risiko für hiesige KKW werden kann.
Das größte Risiko, auch wenn man es nirgendwo ganz ausschließen kann, besteht in Rumänien und Slowenien. Das vom Alpenstaat Slowenien betriebene Kernkraftwerk Krško liegt in einem erdbebengefährdeten Gebiet. Deshalb haben auch die österreichischen Nachbarn, die selber keine AKW betreiben, schon mehrfach die Abschaltung dieses Reaktors verlangt. Bislang aber ohne Erfolg. Aber auch in Rumänien, wo Reaktortypen zum Einsatz kommen, die Charakteristika aufweisen, die zur Katastrophe im AKW Tschernobyl in der Ukraine führten, gibt es nach Angaben von Reaktorexperten der Umweltschutzorganisationen Risiken.
Nach Einschätzung der EU-Kommission werden nicht alle 143 Atomkraftwerke in der Europäischen Union den geplanten Sicherheitschecks bestehen. Belgiens KKW sind teilweise über dreißig Jahre alt und sollen womöglich über ihre eigentlich geplante Laufzeit hinaus betrieben werden. Es ist gut möglich, dass bei einem besonders anspruchsvollen Anforderungsprofil der Stresstests für AKW Belgiens Kernkraftwerke nicht so gut abschneiden.
Das aber gilt umso mehr für Reaktoren in Ungarn, der Slowakei und der Tschechischen Republik. Besonders alte KKW werden auch in den Nachbarländern Frankreich und Deutschland betrieben. Deutschland aber wird wohl eine Reihe von Kernkraftwerken, die jetzt vorübergehend vom Netz gingen, endgültig abschalten und zurückbauen.
Sollten AKW die in der EU geplanten Sicherheitschecks nicht bestehen, dann können übrigens nur die Mitgliedsstaaten die Anlagen abschalten. Die EU-Kommission hat hierfür keine Handhabe. Interessant zu wissen auch: Sämtliche Ergebnisse der Stresstests europäischer KKW sollen veröffentlicht werden.
dpa - Bild: Olivier Hoslet (epa)