Nach all den düsteren Nachrichten aus Japan ein Lichtblick: Neun Tage nach dem verheerenden Erdbeben haben Einsatzkräfte am Sonntag eine 80-jährige Frau und ihren 16 Jahre alten Enkel aus einem zerstörten Haus gerettet.
Die Zahl der Toten und Vermissten aber steigt weiter: Mindestens 8133 Menschen seien bei dem Erdbeben der Stärke 9 und dem nachfolgenden Tsunami gestorben, teilte die Polizei am Sonntag mit. 12.272 gelten offiziell als vermisst. Die Katastrophe vom 11. März ist damit das größte Unglück in der Geschichte Japans seit dem Zweiten Weltkrieg.
Auch aus dem Atomkraftwerk kommen gute und schlechte Nachrichten: Der Reaktorblock 2 hat wieder Strom. Im gefährlichen Reaktorblock 3 war der Druck am Sonntag jedoch gestiegen.
Großmutter und Enkel geschwächt, aber bei Bewusstsein
Das japanische Fernsehen NHK berichtete breit über die beiden Geretteten, die in Ishinomaki, in der mit am schwersten vom Erdbeben betroffenen Provinz Miyagi, gefunden worden seien. Großmutter Sumi Abe und Enkel Jin Abe wirkten demnach geschwächt, hätten jedoch auf Fragen der Polizei reagiert. Der Junge soll an Unterkühlung leiden.
Als die Erde bebte seien Enkel und Großmutter in der Küche gewesen, berichtete der 16-Jährige Helfern im Krankenhaus. Seine Großmutter wurde unter schweren Möbelstücken eingeklemmt. Die beiden hätten sich dann von Joghurt und anderen Dingen, die in einem Kühlschrank lagen, ernährt. In den ersten Tagen hatte der Junge noch mit seiner Mutter telefonisch Kontakt. Erst am Sonntag gelang es ihm, sich aus den Trümmern des Hauses zu befreien und auf dem Dach nach Hilfe zu rufen. Ein Suchtrupp der Einsatzkräfte habe ihn entdeckt.
Opferzahlen steigen weiter
Die Zahl der Toten und Verletzten könnte nach Meldungen der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo noch weiter steigen: Der Polizeichef in der Präfektur Miyagi vermutet, dass allein dort 15.000 Menschen ums Leben gekommen sind. Direkt betroffen sind mindestens 12 der 47 Präfekturen in Japan, wie die Zeitung 'Asahi Shimbun' am Sonntag berichtete.
Nach unterschiedlichen Angaben sind 360.000 bis 400.000 Menschen in Notunterkünften unterbracht. Sie leiden unter Kälte und mangelnder Versorgung mit dem Nötigsten. Aus dem Ausland trafen Decken und weitere Hilfsgüter ein. Die Decken sollen den Menschen helfen, die Kälte zu überstehen. 13 Länder schickten Hilfsgüter.
Lage im Atomkraftwerk Fukushima bleibt kritisch - Strom in Block 2
In dem wegen seiner MOX-Brennelemente besonders gefährlichen Reaktorblock 3 des Atomkraftwerks Fukushima sei der Druck am Sonntag gestiegen, teilte der Sprecher der Reaktorsicherheitsbehörde, Hidehiko Nishiyama, im Fernsehsender NHK mit. "Wir müssen Maßnahmen ergreifen um den Druck im Reaktorbehälter zu verringern." Dies bedeute, dass Luft mit radioaktiven Substanzen aus dem Reaktor abgelassen werden müsse.
Block 3 stand bis Sonntag früh 13 Stunden lang unter dem Beschuss von Wasserwerfern. Die in Block 3 verwendeten Brennelemente sind gefährlich, weil es sich dabei um Plutonium-Uran-Mischoxide (MOX) handelt.
Der Reaktorblock 2 hat nach Angaben des Betreibers Tepco wieder Strom. Das soll helfen, die Kühlung in Gang zu setzen. Ob die Wasserpumpen allerdings funktionieren, war noch unklar. Der beschädigte Reaktor 4 wurde erneut mit Wasser besprüht. Mit der Aktion soll der Wasserstand im Abklingbecken mit abgebrannten Kernbrennstäben erhöht. Das Kühlsystem im Reaktor 6 wurde wieder in Gang gesetzt. Anschließend sei die Temperatur in einem überhitzen Kühlbecken deutlich gesunken, wie Betreiber Tepco berichtete.
Bei Milch und Spinat in Japan wurden erneut stark verstrahlte Produkte registriert. Diese Lebensmittel seien aber nicht in den Verkauf gekommen, sagte ein Regierungssprecher. Die Regierung wolle am Montag entscheiden, ob sie eine Verordnung zu entsprechenden Agrarprodukten erlasse. In der Präfektur Tokio und in weiteren Verwaltungsregionen wurde eine geringe Belastung des Trinkwassers mit radioaktivem Jod festgestellt. Das Gesundheitsministerium erklärte, davon gehe keine Gesundheitsgefahr aus.
dpa/km - Bild: Asahi Shimbun (epa)