Jubelstimmung in Gaza, Zurückhaltung bei Angehörigen der israelischen Geiseln: Israel und die islamistische Hamas haben sich nach Angaben des Vermittlerstaats Katar auf eine Waffenruhe und den Austausch von Geiseln mit palästinensischen Häftlingen geeinigt.
Die Waffenruhe im Gazastreifen soll am Sonntag um 12:15 Uhr (11:15 Uhr MEZ) in Kraft treten und in einer ersten Phase 42 Tage dauern. In dieser Zeit sollen 33 Geiseln aus der Gewalt der Hamas freigelassen werden. Im Gegenzug sollen palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen freikommen.
In der ersten von insgesamt drei Phasen sollen Vertriebene in dem Küstengebiet in ihre Wohnorte zurückkehren können und wieder mehr der dringend benötigten Hilfsgüter nach Gaza geliefert werden.
Das Abkommen muss noch vom israelischen Kriegskabinett und der Regierung gebilligt werden. Laut Israels Ministerpräsident Netanjahu verweigert die Hamas im Gazastreifen allerdings ihre Zustimmung zu Teilen der Vereinbarung. Die Islamistenorganisation habe das Ziel, "in letzter Minute Zugeständnisse zu erpressen". Deshalb wurde die Sitzung des Kabinetts verschoben.
Netanjahu erklärte, das israelische Kabinett werde erst dann zur Billigung des Deals zusammentreten, wenn die Vermittler Israel mitteilen würden, dass die Hamas alle Elemente des Abkommens akzeptiert habe. Netanjahu warf der Terrororganisation Wortbruch vor. Die Hamas äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Grund für die Verschiebung der Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts könnte laut Medienberichten aber auch sein, dass noch nicht klar ist, wie der rechtsextreme Koalitionspartner von Netanjahu reagiert. Die Partei hatte gedroht, aus Protest gegen das geplante Abkommen die Regierung zu verlassen.
Israelischen Angaben zufolge werden derzeit in Katar noch abschließend Details zu der von Katar und den USA zuvor offiziell verkündeten Waffenruhe im Gazastreifen geklärt. Laut der israelischen Nachrichtenseite "Ynet" handelt es sich um "technische Details" wie die genaue Zusammensetzung der Liste von palästinensischen Häftlingen, die aus israelischen Gefängnissen freikommen sollen.
Netanjahu dankt Biden und Trump
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat dem scheidenden US-Präsidenten Joe Biden und dessen designiertem Nachfolger Donald Trump für ihre Unterstützung beim Aushandeln eines Abkommens mit der Hamas gedankt.
Nach Angaben des Weißen Hauses gratulierte Biden Netanjahu für die von den Vermittlern verkündete Einigung auf eine Waffenruhe und Freilassung der Geiseln. Biden hielt zwar stets zu Israel, übte aber auch zunehmend Kritik an der Kriegsführung in Gaza. Sein gewählter Nachfolger Trump ist hingegen als enger Verbündeter Netanjahus bekannt.
De Croo zu Waffenruhe: Hoffnung auf dauerhaften Frieden
Belgiens scheidender Premierminister Alexander De Croo hat sich am Mittwochabend im sozialen Netzwerk X zu der angekündigten Waffenruhe im Gazastreifen geäußert. Er hoffe, dass die Waffenruhe zwischen der islamistischen Hamas und Israel in einen dauerhaften Frieden münden werde. De Croo erklärte, Belgien sei bereit, dabei Unterstützung zu leisten.
Dutzende Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Kurz nach der Einigung auf eine Waffenruhe hat Israels Armee nach palästinensischen Angaben weiter im Gazastreifen angegriffen. Laut einem Sprecher des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes kamen seitdem mindestens 40 Palästinenser bei israelischen Angriffen ums Leben.
Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Israels Armee sagte auf Anfrage, den Berichten nachzugehen. Zugleich wurde nach israelischen Militärangaben am Donnerstagmorgen erneut ein Geschoss aus dem Gazastreifen Richtung Israel abgefeuert. Berichte über Verletzte gab es zunächst nicht.
dpa/belga/est