Mit der Wahl eines neuen Präsidenten sollen an diesem Sonntag in Haiti endlich die Weichen für den Beginn des Wiederaufbaus des erdbebenzerstörten Landes gestellt werden. Um das höchste Amt im ärmsten Lande Amerikas bewerben sich in der Stichwahl die ehemalige First Lady Mirlande Manigat (70) und der Musiker und Unterhaltungskünstler Michel Martelly (50). Sie waren als die beiden Erstplatzierten aus dem ersten Wahlgang im November des vergangenen Jahres hervorgegangen.
Die 4,7 Wahlberechtigten entscheiden zudem über die Zusammensetzung des aus Senat und Unterhaus bestehenden Kongresses. Überschattet wurde die Wahl in den vergangenen Tagen von gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Anhängern beider Kandidaten.
Auch die Ankündigung der Heimkehr des 2004 aus dem Land vertriebenen ehemaligen Präsidenten Jean-Bertrand Aristide sorgte in den vergangenen Tagen für Verunsicherung. Repräsentanten internationaler Organisationen äußerten die Besorgnis, seine Anwesenheit könne die Lage destabilisieren.
Jean-Bertrand Aristide ist am Freitagmorgen (Ortszeit) aus dem Exil nach Haiti zurückgekehrt. Wie Radio Metropole am Morgen berichtete, landete Aristide in Begleitung seiner Familie mit einer Sondermaschine aus Südafrika in der Hauptstadt Port-au-Prince.
Im Februar hatten mehrere Tausend Anhänger Aristides bei Demonstrationen in Port-au-Prince dessen Heimkehr und zudem Neuwahlen gefordert. Aristide betrachtet sich immer noch als rechtmäßigen Präsidenten des Landes. Seine seit Februar 2004 unbewohnte Residenz in Tabarre wurde bereits für die Rückkehr des Hausherrn herausgeputzt. Bereits im Januar hatte der ehemalige Diktator Jean-Claude Duvalier mit seiner überraschenden Rückkehr für Aufregung in Haiti gesorgt.
dpa/okr/km - Bild: Kim Ludbrook (epa)