Am havarierten Atomkraftwerk Fukushima haben Soldaten und Feuerwehrleute mit einem zweiten Kühlversuch begonnen. Zunächst richteten Einsatzfahrzeuge der Armee ihre Wasserfontänen auf die Reaktoren. Der Fernsehsender NHK zeigte Live-Bilder vom Start der Aktion. Nach einigen Minuten stieg weißer Dampf von Block drei auf.
Am Nachmittag soll die Feuerwehr beginnen, die Brennstäbe von außen zu kühlen. Die Feuerwehr hat zusätzliche Ausrüstung dabei, um Tonnen von Wasser über große Entfernungen und in großer Höhe zu versprühen. Am Morgen wurden außerdem Arbeiten fortgesetzt, um die Stromversorgung an dem havarierten Kraftwerk wieder herzustellen.
Neben Wasserwerfern und Hubschraubern ist zur Kühlung der Reaktoren in dem Kernkraftwerk jetzt auch ein Diesel-Generator im Einsatz. Das berichtet die Internationale Atomenergiebehörde unter Berufung auf japanische Behörden. Nach den der Behörde vorliegenden Daten scheinen die Kühlungsversuche bei den Abklingbecken bisher nur wenig Wirkung gehabt zu haben.
Wie stark ist die Strahlung?
Ein Regierungssprecher sagte, die am Kraftwerk gemessene radioaktive Strahlung sei derzeit nicht so stark, dass sie der Gesundheit unmittelbar schade. Jedoch hänge die Intensität von verschiedenen Faktoren wie Windrichtung, Schnee und Regen ab.
Die Internationale Atomenergiebehörde kritisierte die bisherige Informationspolitik Japans zum Fukushima-Drama. Japans Ministerpräsident Naoto Kan sicherte der Behörde zu, die internationale Öffentlichkeit besser über die Entwicklungen zu informieren. Mitarbeiter der Atombehörde sind erstmals auf dem Weg zum Unglücksmeiler, um sich persönlich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen und dort die radioaktive Strahlung zu messen.
Auswirkungen der Tragödie
Die Zahl der offiziell bestätigten Todesopfer nach dem Beben und der Wasserwalze in Japan steigt weiter. Die Polizei sprach am Morgen von über 6400 Toten. Über 10.000 Menschen werden vermisst. Die Folgen von Erdbeben und Tsunami, die steigende Atom-Gefahr und Eiseskälte setzen den obdachlosen Japanern immer heftiger zu. In Turnhallen ohne Heizung kauern Menschen eng aneinander, um sich gegenseitig Wärme zu spenden. Etwa eine halbe Million Menschen soll derzeit obdachlos sein.
In Japan steigt auch die Furcht vor verseuchtem Essen. Die Regierung wies die lokalen Behörden an, heimische Produkte auf Radioaktivität zu testen. Die Tests erstrecken sich vor allem auf frische Produkte aus Regionen, die mit dem Unfall zu tun haben. Verpflichtet zu den Tests sind aber sämtliche Behörden im ganzen Land. Bisher sind allerdings bei keinem Nahrungsmittel höhere Belastungen als erlaubt gefunden worden. Das betonte das Gesundheitsministerium.
dpa/est - Bild: Dai Kurokawa (epa)