Nach der Todesfahrt auf dem Weihnachtsmarkt von Magdeburg in Deutschland ist die Zahl der Todesopfer auf fünf gestiegen. Das hat Rainer Haseloff, der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt bestätigt. Er sprach zudem von mehr als 200 Verletzten, davon viele schwerst und schwer verletzt. Bei den Todesopfern handelt es sich laut Staatsanwaltschaft um ein neunjähriges Kind sowie vier Erwachsene.
Einen Tag nach der Tat sind viele Fragen offen, so auch das Motiv. Der mutmaßliche Täter ist als islamkritischer Aktivist bekannt. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur bezeichnet sich der 50-jährige Mann aus Saudi-Arabien selbst als Ex-Muslim. Er ist Arzt und lebt seit 2006 in Bernburg, einer Kleinstadt rund 40 Kilometer südlich von Mageburg. In sozialen Medien und Interviews hatte er zuletzt deutschen Behörden vorgeworfen, nicht genügend gegen Islamismus zu unternehmen.
Der 50-Jährige war am Tatort von Einsatzkräften gestellt und festgenommen worden. Die Ermittler gehen davon aus, dass er alleine gehandelt hat. Nach derzeitigem Ermittlungsstand könne ein zweiter Täter ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher.
Nach Einschätzung der deutschen Innenministerin Nancy Faeser ist der mutmaßliche Todesfahrer als islamfeindlich einzustufen. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt nur gesichert sagen, dass der Täter offensichtlich islamophob war. Das können wir schon bestätigen. Alles andere obliegt den weiteren Ermittlungen", sagte Faeser.
Am Samstagvormittag traf Bundeskanzler Olaf Scholz in Magdeburg ein. Er machte sich am Tatort ein Bild von der Lage. Scholz sprach vor Ort von einer "furchtbaren, wahnsinnigen Tat".
Saudi-Arabien hat Deutschland saudischen Sicherheitskreisen zufolge vor dem mutmaßlichen Täter gewarnt. Das Königreich habe seine Auslieferung beantragt, darauf habe Deutschland nicht reagiert, hieß es. Der Mann sei Schiit gewesen. Nur etwa zehn Prozent der Bevölkerung in dem mehrheitlich sunnitischen Land sind schiitisch. Es gibt immer wieder Berichte über Diskriminierungen gegenüber Schiiten im Land.
Der 50-Jährige war am frühen Freitagabend auf einem Weihnachtsmarkt in der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt mit hoher Geschwindigkeit in eine Menschengruppe gerast. Das Auto raste rund 400 Meter über das Gelände. Er soll über den Flucht- und Rettungsweg auf den Platz gelangt sein. Die Fahrt habe bis zur Festnahme rund drei Minuten gedauert, meldete die Polizei.
Am Samstagabend wird es im Dom zu Magdeburg eine Gedenkfeier geben.
dpa/sh/moko