Ein Kälteeinbruch und Schneefall verschärfen die Notlage der Erdbeben-Opfer im Nordosten Japans. In der vom Tsunami überschwemmten Küstenregion herrschten am Mittwoch weiter apokalyptische Zustände. Tausende Menschen mussten in den Trümmern ihrer Siedlungen ausharren. Vielerorts wurden am fünften Tag nach dem Beben die Lebensmittel knapp, wie Augenzeugen berichteten. Es fehlte an Strom und Heizwärme.
In der Nacht waren die Temperaturen deutlich unter null Grad gefallen. Zugleich wuchs die Sorge vor einer radioaktiven Verseuchung durch die AKW-Katastrophe in Fukushima.
Der Wintereinbruch erschwerte die Hilfsarbeiten. Die Rettungskräfte haben die Hoffnung so gut wie aufgegeben, in den Trümmern noch Lebende zu finden. Die offizielle Zahl der Todesopfer stieg am Mittwoch auf 4255, wie die Polizei nach Angaben der Agentur Kyodo mitteilte. Bei den Vermissten gingen die Angaben weit auseinander. Während die Polizei von 8194 Vermissten sprach, ging Regierungschef Naoto Kan von mehr als 10.000 aus. An vielen Orten konnten die Hilfskräfte bislang nicht zum Einsatz kommen, da das Wasser noch immer nicht abgelaufen ist.
Schätzungsweise 430.000 Japaner leben seit dem schweren Beben und der darauffolgenden Flutwelle in mehr als 2400 Notunterkünften. Die japanische Bauwirtschaft kündigte an, in den kommenden Tagen mehr als 32.000 Behelfsunterkünfte zu errichten. Landesweit müssen derzeit 1,6 Millionen Menschen ohne Leitungswasser auskommen. Die Regierung hat 80.000 Rettungskräfte im Einsatz, unter ihnen Soldaten, Polizisten und Feuerwehrleute.
dpa/okr/km - Bild: Dai Kurokawa (epa)