Die Lage im Katastrophen-Atomkraftwerk Fukushima in Japan ist vollkommen außer Kontrolle. Ein Löscheinsatz mit Militär-Hubschrauber über dem Reaktor 3 ist abgebrochen worden. Laut der Nachrichtenagentur Kyodo war es den Sicherheitsgruppen wegen der hohen Radioaktivität nicht möglich, Wasser aus der Luft abzuwerfen, um die Brennstäbe in dem Reaktor zu kühlen.
Weitere Brände hatten die Strahlenbelastung in den vergangenen Stunden weiter steigen lassen. Die Arbeiter mussten sich zeitweise aus dem Kraftwerk zurückziehen.
Am Mittwoch fingen sowohl Reaktor 4 als auch Reaktor 3 Feuer. Zudem wurde in Block 3 womöglich die wichtige innere Reaktorhülle beschädigt, sagte Regierungssprecher Yukio Edano am Mittwoch nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo. Das Fernsehen zeigte Bilder, wie unaufhörlich dichte Rauchschwaden von der Anlage aufstiegen. Helikopter konnten wegen der Gefahr nicht zum Löschen aufsteigen.
Angst in Tokio - Japan bittet um Hilfe
Nach Vorhersagen der japanischen Wetterbehörde soll der Wind in den kommenden Stunden Richtung Osten und somit hinaus auf das Meer wehen. Im Großraum Tokio, 260 Kilometer südlich von Fukushima gelegen, geht die Angst vor einer radioaktiven Wolke um.
Hinzu kam am Mittwoch ein Nachbeben der Stärke 6,0. Das Epizentrum habe rund 100 Kilometer östlich der Hauptstadt Tokio gelegen. Eine Tsunamiwarnung gab es zunächst nicht. Davor hatten schon mehrere schwächere Erdstöße den Nordosten des Landes erschüttert.
Japan wandte sich nun auch an die USA. Unterstützung der US-Truppen könnte nötig sein, sagte Edano. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete zudem, dass die Regierung auch dem Einsatz ausländischer Ärzte für die Erdbebenopfer zustimme. Südkorea will einen Teil seiner Reserven des Halbmetalls Bor nach Japan schicken. Damit sollen die schwer beschädigten Atomreaktoren im Kraftwerk stabilisiert werden.
Lage außer Kontrolle
Am Mittwoch überschlugen sich wieder die Schreckensnachrichten: Zunächst fing am Morgen Reaktor 4 Feuer, ausgelöst vermutlich durch eine Wasserstoffexplosion, wie der Sender NHK berichtete. Dort befindet sich das Abkühlbecken außerhalb des Sicherheitsbehälters, was die Lage besonders prekär macht. Zudem klaffen in der Gebäudewand große Löcher.
Auch von Reaktor 3, wo Brennstäbe mit hochgiftigem Plutonium gelagert sind, stieg wenig später Rauch auf. Die Nachrichtenagentur Kyodo meldete, dass der Rauch direkt vom Behälter mit den Brennstäben kommen könnte. Auf eine Explosion dort gebe es aber keine Hinweise, sagte Edano auf einer Pressekonferenz. Später hieß es, der Druck im Reaktormantel von Block 3 sei stabil geblieben.
In dem Unglücks-Atomkraftwerk gab es seit dem Tsunami am Freitag in den Reaktoren 1 bis 4 mehrere Explosionen und Brände. Am Dienstag hatte es schon geheißen, dass die Reaktorhülle in Block 2 beschädigt sein könnte. Dieser Schaden könnte nach Angaben der japanischen Atomsicherheitsbehörde auch der Grund für die hohe Strahlung sein. Der Tsunami hatte das Kühlsystem des Atomkraftwerks zerstört, weshalb die Brennstäbe nicht mehr gekühlt werden können. Eine Kernschmelze wird seit Tagen vermutet.
Auch nach den neuen Vorfällen gebe es keine Pläne, die Evakuierungszone rund um das Atomkraftwerk auszuweiten, sagte Edano. Aktuell gilt ein 20-Kilometer-Radius. Zudem sollen Bewohner im Umkreis von 30 Kilometern in geschlossenen Räumen bleiben.
Schlechte Versorgungslage - Bereits über 3300 Tote
Die Versorgungslage in Teilen des Landes wird derweil immer schlimmer: Die Regierung rief die Bevölkerung auf, keine Hamsterkäufe mehr an Tankstellen zu machen und Energie zu sparen. Die Menschen sollten ihren Gas- und Treibstoffverbrauch einschränken, sagte Edano. Derzeit werde alles versucht, um dringend benötigtes Gas und Kraftstoffe in die Katastrophengebiete zu bringen.
Am Freitag hatten ein Erdbeben und ein Tsunami den Nordosten Japans verwüstet. Die offizielle Zahl der Toten steht bei 3373. Das meldete der TV-Sender NHK am Mittwochmorgen unter Berufung auf die Polizei. Die Zahl der Vermissten geht nach wie vor in die Tausende. Weiter hieß es, dass 440.000 Menschen in 2400 Notunterkünften lebten. Dort mangele es teilweise am Nötigsten wie Wasser oder Essen.
Zudem seien im Nordosten Japans 850.000 Haushalte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt noch immer ohne Strom. Das meldete NHK nach Angaben des Energieversorgers Tohuku. Die Naturkatastrophen hätten 76.000 Gebäude beschädigt und mindestens 6300 weitere komplett zerstört.
dpa/afp/jp/est - Bild: ABC TV (epa)
So, jetzt endlich, kommt die Wahrheit heraus!
(s. April 1986)
Zunächst alles vertuschen (ist die "eleganteste" Methode!)