Beim Schreiben ist das Gehirn viel aktiver ist als beim Tippen auf der Tastatur. Das liegt an den feinen Bewegungen, die man beim Schreiben mit der Hand ausführt, sagen die Forscher der Norwegian University of Science and Technology in Trondheim. Außerdem verbessere das Schreiben mit der Hand die Rechtschreibung und das Erinnerungsvermögen.
Wer am Computer tippt, regt sein Gehirn weniger an
Wenn wir auf der Tastatur tippen, wird im Gehirn kaum Aktivität gemessen. Die einfache Bewegung, immer wieder mit demselben Finger eine Taste zu drücken, ist wenig stimulierend für das Gehirn, sagen die Forscher. Wenn Studenten im Hörsaal einen Laptop benutzen und alles eintippen, was der Professor oder der Dozent sagt, dann kommen die Informationen "quasi durch die Ohren rein und durch die Fingerspitzen wieder raus, aber es wurde überhaupt nichts verarbeitet", sagt die Neuropsychologie-Professorin Audrey van der Meer, die an der Studie mitgearbeitet hat.
Anders ist es, wenn man sich handschriftlich Notizen macht. Weil man dabei nicht so schnell sein kann und alles aufschreiben kann, notiert man sich Stichwörter, zeichnet vielleicht Bilder, macht Pfeile, umkreist oder unterstreicht Schlüsselwörter etc. Das sind Bewegungen, die das Gehirn stimulieren; es wird sozusagen gezwungen, die Infos zu verarbeiten.
Pictionary-Beweis
Daten des Gehirns untermauern die Ergebnisse. Die Forscher haben 36 Studenten zum Pictionary-Spielen eingeladen. Die Probanden mussten 15 Wörter aus dem Gesellschaftsspiel zeichnen, schreiben oder auf der Tastatur tippen. Um die Hirnaktivität zu messen, wurden Elektroden in ein Haarnetz mit 256 Sensoren eingenäht und auf dem Kopf der Teilnehmer angebracht.
Das Ergebnis: Bei den Studenten, die mit der Hand schrieben, wurden höhere Aktivitätswerte zwischen verschiedenen Hirnarealen aufgezeichnet, insbesondere Verbindungen zwischen visuellen Bereichen, Bereichen, die sensorische Informationen empfangen und verarbeiten, und den motorischen Teilen des Gehirns.
Laptops wieder raus aus Schulklassen?
Laptops gewinnen immer größeren Raum in unseren Schulklassen und Hörsälen - auch in Norwegen. Laut einer EU-Studie sind 93 Prozent aller norwegischen Grundschulen und 96 Prozent aller Sekundarschulen "hoch digital ausgestattet". Das heißt, dass Kinder an norwegischen Grundschulen schreiben, lesen und rechnen am Laptop. Auch Hausaufgaben werden am Laptop erledigt. Das sei vor allem für Primarschüler problematisch, weil sich ihr Gehirn noch entwickele und die Feinmotorik verloren gehe, sagen die Autoren der norwegischen Studie.
"Im Gegensatz zu dem, was viele Leute denken, ist Bewegung die Sprache des Gehirns", sagt Van der Meer. "Wenn man mit der Hand schreibt oder zeichnet, muss man sehr präzise Bewegungen ausführen. Ein 'a' oder ein 'b' erfordern sehr unterschiedliche Bewegungen. Wenn man tippt, braucht man nur einfache Bewegungen, die für 'a', 'b', 'c' oder die anderen Buchstaben des Alphabets gleich sind."
Die Forscherin rät Schülerinnen und Schülern, kritisch über die Nutzung des Laptops nachzudenken. "Wenn es darum geht, Notizen zu machen, ist es besser, das mit der Hand zu tun." Aber: "Wenn man einen langen Aufsatz oder Text schreiben muss, kann es praktisch sein, eine Tastatur zu benutzen. Dann hat man auch eine Rechtschreibprüfung zur Verfügung."
vrt/jp