Die Ukraine ist Dienstagnacht erneut mit russischen Raketen und Drohnen bombardiert worden. Das berichtet das ukrainische Militär.
Besonders schwer getroffen wurde die Großstadt Lwiw im Westen der Ukraine. Dort kamen mindestens sieben Menschen ums Leben, mindestens 38 weitere Menschen wurden verletzt. Nach Angaben des Bürgermeisters von Lwiw, Andrij Sadowyj, waren drei der Toten Kinder. Ein Wohnhaus sei in Brand geraten, zwei Schulen seien beschädigt worden.
Am Dienstag hatte es eine verheerende Raketenattacke auf die Großstadt Poltawa gegeben. Die Opferzahl ist inzwischen auf über 50 Tote und über 270 Verletzte gestiegen. Das teilte Präsident Wolodymyr Selenskyj mit. Unter den Trümmern seien noch weitere Menschen, die Rettungskräfte arbeiteten unter Hochdruck.
Zerstört wurde insbesondere ein Gebäude des Militärinstituts für Telekommunikation und Informatisierung in Poltawa - viele der Opfer sollen Soldaten sein. Bei der Attacke auf die 280 Kilometer östlich von Kiew gelegene Stadt nutzte das russische Militär mutmaßlich Iskander-Raketen.
Lage an der Front bleibt schwierig
Auch an der Front stehen die ukrainischen Streitkräfte weiter unter Druck. Laut dem abendlichen Lagebericht des ukrainischen Generalstabs gab es erneut fast 200 Gefechte.
Das Hauptziel der russischen Angriffsbemühungen bleibt dabei die Kleinstadt Pokrowsk im Gebiet Donezk. In dem Raum haben die russischen Truppen aufgrund personeller und materieller Überlegenheit und der Lufthoheit in den vergangenen Wochen stetig Geländegewinne erzielt.
Selenskyj kündigt Regierungsumbildung an
Angesichts der Tragödie in Poltawa wiederholte Selenskyj seine Forderung an den Westen, schnellstmöglich die Erlaubnis zum Einsatz weitreichender Waffen gegen militärische Ziele auf russischem Gebiet zu geben.
Selenskyj kündigte auch den Umbau der Regierung an, um die außen- und innenpolitischen Herausforderungen des bevorstehenden Herbstes zu meistern. Als eins der größten Probleme gilt die Energieversorgung der Bevölkerung in der kalten Jahreszeit. Durch die ständigen russischen Angriffe sind das Strom- und das Wärmenetz des Landes stark beschädigt. Schon jetzt müssen die Ukrainer mit häufigen Stromabschaltungen leben. Mehrere Minister haben bereits ihren Rücktritt eingereicht.
dpa/dlf/est