Eigentlich bekämpft man Mikroorganismen und damit mögliche Krankheitsherde am besten mit Desinfektionsmitteln - oder mit Hitze. Nicht umsonst werden etwa potenziell verunreinigte Gegenstände abgekocht oder mit sehr heißem Dampf behandelt. Und auch die Mikrowelle macht Sachen heiß - das ist ja ihr Sinn und Zweck. Aber Forscher von der spanischen Universität Valencia haben jetzt nachgewiesen, dass das offenbar nicht reicht, um sicherzustellen, dass nach dem Erhitzen keine Mikroorganismen mehr am Leben sind. Die Wissenschaftler haben über einhundert unterschiedliche Bakterienstämme in funktionierenden Mikrowellenöfen identifizieren können.
Das ist ja eigentlich auch kein Wunder, meint Kathy Brison von der föderalen Agentur für die Sicherheit der Nahrungsmittelkette (Afsca). Erstens sind Mikrowellen natürlich nicht hermetisch abgeschlossen, und so können bei jedem Öffnen und Schließen Bakterien und Ähnliches in den Innenraum gelangen. Zweitens finden sie dort gute Bedingungen vor, um sich zu vermehren, denn sie haben nicht nur Luft, sondern dank Kondensation von Wasserdampf und Spritzern von Lebensmitteln auch, was sie sonst noch so brauchen.
Das bedeutet aber nicht, dass alle Bakterien es sich in einer Mikrowelle gemütlich machen können. Viele Mikroorganismen werden beim Betrieb einer Mikrowelle abgetötet. Doch einige überleben, wie die Mikrobiologin Sigrid Flahaut von der Freien Universität Brüssel (ULB) in der RTBF erklärt: Es gebe sogenannte "extremophile" Mikroorganismen, die unter sonst eher lebensfeindlichen Bedingungen gedeihen könnten. Solche extremophilen Organismen könnten etwa sehr hohe oder auch sehr tiefe Temperaturen überleben oder großen Druck oder einen sehr hohen Salzgehalt in ihrer Umgebung - oder offensichtlich eben auch die Strahlung in einer Mikrowelle.
Bei den jetzt gefundenen Mikroorganismen handelt es sich laut den Forschern vor allem um Kleinstlebewesen, die man sonst von der Oberfläche der menschlichen Haut kennt, von Oberflächen, die von vielen Personen berührt werden oder eben auch von Arbeitsoberflächen in Küchen. Das ist aber kein Grund, um nun in Panik auszubrechen, unterstreicht Flahaut. Die meisten der in Mikrowellen gefundenen Mikroorganismen seien für Menschen nicht pathogen, machten sie also nicht krank. Deswegen betrachten Experten Mikrowellen im Normalfall auch nicht als ausgesprochenes Reservoir für Krankheiten. Problematisch werde es meist erst, wenn es um eine große Zahl an Keimen gehe über einen längeren Zeitraum, so der Tenor. Hinzu kommt noch ein ganz praktischer Aspekt: Üblicherweise stelle man Essen auf Tellern, in Schalen oder in anderen Behältern zum Aufwärmen in die Mikrowelle, so Flahaut. Es gebe also keinen direkten Kontakt zwischen den Nahrungsmitteln und Bakterien, die sich etwa auf dem Drehteller oder auf den Innenseiten der Mikrowelle befinden.
Aber auch wenn die übergroße Mehrheit der potenziellen Mikroorganismen in einer Mikrowelle also keine Gefahr darstellen, gibt es eben auch Ausnahmen. So wie es eben auch zum Beispiel auf den Arbeitsoberflächen in der Küche oder bei Gegenständen, die mit Nahrungsmitteln in Kontakt kommen, der Fall ist. Und deswegen empfehlen die spanischen Forscher auch, eine Mikrowelle und besonders ihr Inneres wie solche Arbeitsoberflächen zu behandeln in puncto Vorsichtsmaßnahmen und Reinigung. Das bedeutet im Klartext: Die Mikrowelle sollte nach jeder Mahlzeit gereinigt werden beziehungsweise mindestens einmal am Tag, so Kathy Brison von der Afsca.
Generell empfehlen die Experten, immer sofort durchzuwischen, wenn man mal etwas in der Mikrowelle verschüttet hat, oder etwas übergelaufen ist oder gespritzt hat. Für die eigentliche Reinigung des Geräts seien etwa mit Wasser verdünntes Bleichmittel oder handelsübliche Desinfektionsmittel geeignet, gefolgt von einem Abwischen der Oberflächen mit einem feuchten Tuch. Auf gar keinen Fall sollte man heftig schrubben mit Scheuermitteln oder rauen Schwämmen. Denn damit kann man die Oberfläche der Mikrowelle zerkratzen. Und in solchen Kratzern können sich Mikroorganismen leichter festsetzen.
Boris Schmidt