Die Schlacht um die von Aufständischen gehaltene Stadt Al-Sawija geht weiter. Nach einem weiteren Abwehrerfolg der Regimegegner am Samstagmorgen traten Regierungstruppen am Mittag zu einem neuen Großangriff zur Eroberung der Stadt an.
In Al-Sawija, 50 Kilometer westlich von Tripolis, hatten die Regimetruppen in den frühen Morgenstunden mit Panzern, Artillerie und Luftabwehrgeschützen angegriffen, berichteten Augenzeugen dem arabischen Nachrichtensender Al-Dschasira. Heckenschützen der Regimetruppen sollen diesen Berichten zufolge auch auf Zivilisten geschossen haben. Krankenhausärzte sprachen von 150 bis 250 Verletzten.
Der Angriff konnte von den Aufständischen zurückgeschlagen werden. Die Regimetruppen zogen sich in die Außenbezirke zurück, um von dort in den Mittagsstunden einen neuen Angriff zu starten, berichtete ein Al-Dschasira-Reporter. Die Kämpfe zwischen Gaddafi-Truppen und Aufständischen waren am Freitag ausgebrochen. Allein an diesem Tag sollen nach Medienberichten in Al-Sawija mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen sein.
In der Nacht eroberten die Aufständischen im Osten den Ölhafen Ras Lanuf, berichteten arabische Medien. Während die Aufständischen den ganzen östlichen Landesteil mit dem Großteil der Ölquellen kontrollieren, sind die Ortschaften rund um die Hauptstadt Tripolis im Westen des Landes zum Teil schwer umkämpft.
US-Schiffe und -Flugzeuge auf Kreta eingetroffen
Auf der dem Osten Libyens vorgelagerten griechischen Insel Kreta begann ein Truppenaufmarsch der westlichen Mächte. Wie griechische Medien und Augenzeugen aus der Region berichten, liefen bereits zwei große amerikanische Schiffe in der Bucht von Souda ein. An Bord seien rund 1200 Mann, darunter fast 800 Marineinfanteristen, berichtete der griechische Rundfunk.
Zudem sollen im nahegelegenen Flughafen von Souda-Akrotiri Spezialeinheiten aus verschiedenen Nato-Staaten angekommen sein. Genaue Zahlen wollte das Verteidigungsministerium in Athen nicht nennen. Schon am Donnerstag waren auf Kreta rund 400 Soldaten aus den USA eingetroffen, hieß es aus diplomatischen Quellen. Die Bucht und der Flughafen von Souda bilden einen der größten Marine- und Luftwaffenstützpunkte des westlichen Militärbündnisses im Mittelmeer.
Schiffe können von Kreta binnen neun Stunden die libysche Küste erreichen, Kampfjets brauchen etwa 20 Minuten. NATO, EU und USA haben aber deutlich gemacht, dass ein Militäreinsatz gegen Libyen vorerst nicht geplant sei. Allerdings wurden von den zuständigen Militärs Pläne "für den Fall der Fälle" vorbereitet, etwa zur Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen.
Flugzeug aus Belgien startet am Sonntagvormittag
In den vergangenen Tagen waren zehntausende Menschen vor den Unruhen in Libyen in das Nachbarland Tunesien geflüchtet. Dort werden sie von internationalen Hilfsorganisationen betreut. Da ein Großteil der Flüchtlinge aus Ägypten stammt, wurde auch eine internationale Luftbrücke eingerichtet.
Am Sonntag beteiligt sich erstmals auch Belgien an der Luftbrücke. Um 11 Uhr startet am Militärflughafen Melsbroek ein Armeeflugzeug in das Krisengebiet. Während fünf Tagen sollen vor allem Flüchtlinge aus Ägypten zurück in ihre Heimat gebracht werden. Die geschäftsführende Regierung hatte zuvor bereits eine Million Euro zur Unterstützung eines Rot-Kreuz-Projektes, das Lebensmittel und Decken für die Flüchtlinge bereitstellt, freigemacht.
dpa/km - Bild: Khaled Elfiqi (epa)