Während seiner ersten Ansprache am Freitag auf dem Tahrir-Platz, dem Zentrum des Aufstands gegen das Regime von Präsident Husni Mubarak, unterbrach ihn die Menge immer wieder. Teils ließ sie ihn hochleben, teils skandierte sie ihre Forderungen.
Der Politiker, den der regierende Militärrat erst am Donnerstag mit der Bildung einer neuen Interimsregierung beauftragt hatte, sagte sichtlich bewegt zu den Menschen auf dem Tahrir-Platz: "Es gibt keinen anderen Ort, aus dem man diese Entschlossenheit und Willenskraft schöpfen kann." Nach der Rede trugen Demonstranten Scharaf auf ihren Schultern über den Platz.
Die Demonstranten forderten die Aufhebung des seit 30 Jahren geltenden Ausnahmezustands und die Freilassung aller politischen Gefangenen. Die Jugendbewegung '6. April', eine der maßgeblichen Kräfte der Protestbewegung, verlangte außerdem die Auflösung der Behörde für Staatssicherheit und die Abhaltung von freien Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in einem Jahr anstatt wie bisher geplant innerhalb von sechs Monaten.
Eine Forderung der Opposition erfüllt
Scharaf, der an der Universität Kairo Ingenieurswesen lehrt, war von 2004 bis 2006 Transportminister, hielt aber sonst Distanz zum Regime, das er wegen seiner korrupten Praktiken kritisierte. Am Donnerstag ernannte ihn der Militärrat zum Interims-Regierungschef. Damit entsprachen die seit dem Abgang Mubaraks regierenden Militärs einer wichtigen Forderung der Opposition. Sein Vorgänger Ahmed Schafik war noch Ende Januar von Mubarak eingesetzt worden.
Die Proteste gegen Mubarak unterstützte Scharaf von Anfang an. Er war damals auch mehrmals auf dem Tahrir-Platz erschienen. Die Demokratiebewegung, die den Verbleib Schafiks nach dem Rücktritt Mubaraks heftig kritisiert hatte, hatte ihn als möglichen Kandidaten für die Interims-Ministerpräsidentschaft vorgeschlagen.
dpa/km - Bild: Mohamed Omar (epa)