Wenige Stunden vor der Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris haben Unbekannte Sabotage-Akte auf mehrere Anlagen des französischen Schnellzugnetzes TGV verübt. Es gab mehrere Brandanschläge.
Nach Angaben der französischen Bahn SNCF war der TGV-Verkehr stark beeinträchtigt. Rund 800.000 Passagiere waren betroffen. Viele Verbindungen fielen aus, einige Züge wurden auf andere Bahnlinien umgeleitet. Ein Viertel der Eurostar-Züge von und nach Paris mussten am Freitag gestrichen werden.
Betroffen waren auch Verbindungen von und nach Belgien. Alle Züge von Belgien in Richtung Frankreich verspäteten sich um durchschnittlich 90 Minuten, teilte die nationale Eisenbahngesellschaft SNCB mit.
Die SNCF spricht von "mehreren gleichzeitigen Sabotageakten". An drei Orten im Norden und Osten Frankreichs wurden Brandanschläge verübt. Dabei wurden die Trassen beschädigt, die von den TGV-Hochgeschwindigkeitszügen genutzt werden.
Für den französischen Transportminister Patrice Vergriete besteht kein Zweifel daran, dass es sich um einen kriminellen Akt gehandelt hat. Die Täter hätten zeitgleich gehandelt; sie hätten Lieferwagen zurückgelassen und es seien auch Brandbeschleuniger sichergestellt worden.
Reparaturarbeiten
Am Freitagnachmittag teilte die SNCF mit, dass die Reparaturarbeiten voran kommen. Auf der Schnellstrecke von Paris Richtung Südwesten könne inzwischen wieder jeder dritte vorgesehene Zug fahren. Reisende müssen sich aber noch auf Verzögerungen von eineinhalb bis zwei Stunden einrichten.
Auf der Schnellstrecke Richtung Norden, über die die Züge nach Brüssel und London fahren, gibt es noch vereinzelte Ausfälle von Zügen und Verspätungen von eineinhalb bis zwei Stunden.
Die Bahn arbeite weiter mit Hochdruck an der Reparatur der Schäden. Über das Wochenende müsse aber weiter mit Behinderungen gerechnet werden.
Keine Auswirkungen auf die Eröffnungsfeier
Am Freitagabend werden die Olympischen Spiele in Paris offiziell eröffnet. Die Feier findet erstmals nicht in einem Stadion statt, sondern auf der Seine. Die Veranstalter rechnen mit rund 300.000 Zuschauern am Ufer. Etwa 120 Staats- und Regierungschefs oder deren Vertreter werden zu der Eröffnungsfeier erwartet.
Es gelten drakonische Sicherheitsmaßnahmen. 45.000 Polizisten und Gendarmen sind im Einsatz. Hinzu kommen Tausende Soldaten und Einsatzkräfte. Das Organisationsteam verspricht eine riesige Show.
Auf die Eröffnungsfeier werden die Sabotageakte keine Auswirkungen haben, versicherte die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo.
Der französische Premierminister Gabriel Attal rief seinerseits die Menschen zu erhöhter Vorsicht auf. Man könne nur feststellen, dass es sich um eine koordinierte Attacke auf die Bahn-Infrastruktur gehandelt habe. Über die möglichen Täter oder deren Motive könne er zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Angaben machen. Die Ermittlungen seien in vollem Gange.
Bach "nicht beunruhigt"
IOC-Präsident Thomas Bach hat demonstrativ gelassen auf die Brandanschläge auf das französische Schnellzugnetz reagiert. Mit Blick auf die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele am Freitagabend sei er nicht beunruhigt, sagte der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees. "Wir haben volles Vertrauen in die französischen Behörden", so Bach.
Alle erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen seien getroffen worden. Die französischen Behörden würden zudem von 180 weiteren Geheimdiensten aus der ganzen Welt unterstützt, erklärte Bach.
belga/dpa/est/rop