Nach dem Rückzug von US-Präsident Joe Biden als Spitzenkandidat hoffen die US-Demokraten auf eine Wende im Wahlkampf gegen den Republikaner Donald Trump. Als aussichtsreichste Ersatzbewerberin gilt die gegenwärtige Vizepräsidentin Kamala Harris. Sie wird von Biden und vielen weiteren Parteigrößen unterstützt.
Harris sagte, sie fühle sich geehrt, die Unterstützung des Präsidenten zu haben, und sie habe die Absicht, diese Nominierung zu verdienen und zu gewinnen.
Die Chance, dass Harris einen ernsthaften innerparteilichen Konkurrenten bekommt, scheint gering. Nach Berichten einiger US-Medien erwägt der als Quertreiber bekannte Senator Joe Manchin, anzutreten. Chancen dürfte er nicht haben.
Die Entscheidung liegt am Ende bei den Delegierten der Demokratischen Partei aus allen Bundesstaaten. Der Nominierungsparteitag der Demokraten findet Mitte August in Chicago statt.
Reaktionen
International haben Politiker US-Präsident Joe Biden Respekt für seinen Rückzug aus dem Rennen um eine weitere Amtszeit gezollt. Dazu gehören der deutsche Bundeskanzler Scholz, der polnische Ministerpräsident Donald Tusk und der tschechische Regierungschef Petr Fiala.
Der ukrainische Präsident Selenskyj schrieb auf X, die Ukraine sei Biden für seine standhafte Unterstützung des ukrainischen Freiheitskampfes dankbar. Biden habe auf herausfordernde Zeiten mit mutigen Schritten geantwortet und man respektiere seine schwere Entscheidung, sich nicht zur Wiederwahl zu stellen.
Der republikanische Spitzenkandidat Donald Trump reagierte offensichtlich empört. Sein Wahlkampfteam habe Zeit und Geld in den "Kampf gegen den betrügerischen Joe Biden" investiert. Jetzt müsse man wieder von vorn anfangen. Das schrieb Trump auf der von ihm mitbegründeten Internet-Plattform Truth Social.
Kremlsprecher Dmitri Peskow erinnerte unterdessen daran, dass Russlands Präsident Wladimir Putin Biden als berechenbaren Kandidaten eingestuft habe, der für Russland vorzuziehen sei. Aber die Wahl sei noch Monate entfernt, und das sei eine lange Zeit, in der sich viel ändern könne, sagte Peskow. Priorität für Russland habe, die Ziele des Kriegs gegen die Ukraine zu erreichen.
Spendenwelle
Biden war zuletzt nach einem desaströsen Auftritt bei einem Fernsehduell gegen Donald Trump in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten. Auch seine Zustimmungswerte in Umfragen sanken weiter. Spender zogen sich zurück.
Sein Rückzug hat jetzt eine Spendenwelle für die Demokraten ausgelöst. Nach Bidens Rückzugs-Erklärung verzeichnete die führende Online-Plattform für Spenden der Demokraten, ActBlue, US-Medien zufolge Zugänge in Höhe von mehr als 50 Millionen Dollar (rund 46 Millionen Euro). Das sei der größte Tag für Online-Spenden der Demokraten seit der Wahl 2020 gewesen, schrieb die Zeitung "New York Times".
US-Präsident Biden hatte nach seinem Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen dazu aufgerufen, für den Wahlkampf seiner Stellvertreterin Kamala Harris zu spenden.
Biden zieht sich aus dem Rennen um die US-Präsidentschaft zurück
dpa/est