Während die Menschen in Ost-Libyen am Freitag die Befreiung ihrer Region feierten, schossen Soldaten in anderen Städten im Westen des Landes auf Demonstranten.
Im Stadtzentrum der Hauptstadt Tripolis eröffneten sie das Feuer auf eine Gruppe von etwa 500 Demonstranten, wobei nach einem BBC-Bericht mindestens ein Mensch ums Leben kam. Nach den Freitagsgebeten hatten sich die Menschen versammelt, um in die Innenstadt von Tripolis zu ziehen. Die Lage vor Ort ist offenbar chaotisch.
Proteste gab es auch in mehreren anderen Städten des Landes. Ausländer, die in der Stadt Misrata festsitzen, sagten der Nachrichtenagentur dpa am Telefon: "Es gibt große Protestaktionen, und wir hören immer wieder Schüsse." Ein Polizist in der nordostlibyschen Stadt Al-Baidha sagte der dpa, dass Aufständische dort 200 Söldner getötet hätten. Den ausländischen Soldaten seien vom Gaddafi-Regime 12.000 Dollar für jeden getöteten Demonstranten versprochen worden.
EU-Mitglieder über Sanktionen einig
Die EU verständigte sich auf ein Paket von Sanktionen gegen das Regime von Diktator Muammar al-Gaddafi. Dazu gehören Reisebeschränkungen für Gaddafi und seine Familie, Kontensperrungen sowie ein Exportverbot für Waffen und Polizeiausrüstung, hieß es am Freitag aus Brüsseler EU-Kreisen.
Die politische Weichenstellung sei erfolgt, der formale Beschluss soll Anfang nächster Woche gefasst werden, teilten EU-Diplomaten mit. Sanktionen müssen grundsätzlich von allen 27 EU-Mitgliedsstaaten einstimmig beschlossen werden. Die EU hatte lange um eine gemeinsame Linie gerungen. Deutschland und Frankreich hatten sich nach den Gewaltexzessen in Libyen massiv für Maßnahmen gegen das dortige Regime eingesetzt. Doch insbesondere Italien hatte sich zunächst gesträubt, weil es einen Massenansturm von Flüchtlingen fürchtet und von Energie-Lieferungen aus seiner ehemaligen Kolonie abhängig ist.
Auch UN-Sanktionen gegen das Regime in Libyen werden immer wahrscheinlicher. Der UN-Sicherheitsrat kommt am Abend in New York zu einer Sondersitzung zusammen. Nach Berichten der 'New York Times' liegt ein Resolutionsentwurf von Frankreich und Großbritannien auf dem Tisch.
Unterdessen fordert Guy Verhofstadt ein härteres Vorgehen der EU gegen Gaddafi. Brüssel müsse den Machthaber wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag stellen, sagte der Sprecher der Liberalen im europäischen Parlament.
dpa/belga/afp/alk/km - Bild: Zsolt Szigetvary (epa)