Am Nachmittag wollen bewaffnete Oppositionsgruppen einen Protestzug nach Tripolis organisieren. Sie wollen Gaddafi mit einem "Marsch der Millionen" in die Knie zwingen. Da sich viele Informationen aus Libyen nicht überprüfen lassen, ist die Lage weiterhin unübersichtlich.
In der Hafenstadt Bengasi im Osten Libyens soll sich die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Unruhen auf 500 erhöht haben. Diese Zahl ergab sich aus neuesten Informationen der Nachrichtenagentur dpa. Am Donnerstag hatte der Sicherheitschef der ostlibyschen Stadt, Nuri al-Obeidi, von rund 390 Toten gesprochen. Rund 1300 Menschen seien während der Unruhen verletzt worden.
UN-Menschenrechtsrat: Massentötungen, willkürliche Festnahmen und Folter
In der internationalen Gemeinschaft wächst unterdessen die Sorge über die Gewalt in dem nordafrikanischen Land. Der UN-Menschenrechtsrat hat das Vorgehen des libyschen Regimes aufs Schärfste verurteilt. Dort war von Massentötungen, willkürliche Festnahmen und Folter die Rede.
Die USA verlangten in einer Sondersitzung des Gremiums in Genf, dass eine unabhängige Kommission die Lage prüfen und die Verantwortlichen für die Verletzung von Menschenrechten zur Rechenschaft gezogen werden müssen. Ähnlich äußerten sich auch EU-Staaten sowie Vertreter arabischer und südamerikanischer Länder.
Auch der UNO-Sicherheitsrat und die NATO haben für heute Sondertreffen einberufen. Die Europäische Union bereitet ihrerseits Sanktionen gegen Libyen vor. Nach Angaben der Außenbeauftragten Ashton soll es dazu bald eine Entscheidung geben.
Immer mehr EU-Bürger in Sicherheit gebracht
Nach Angaben der EU-Kommission in Brüssel halten sich nur noch 3600 Menschen mit europäischem Pass in Libyen auf. Darunter sollen auch etwa zehn Belgier sein. Seit dem Beginn der Unruhen seien bereits 3400 EU-Bürger aus dem Land gebracht worden, sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton am Freitagmittag.
Wie lange es noch dauern wird, bis die Evakuierung abgeschlossen ist, war zunächst unklar. Die EU-Kommission zeigte sich aber optimistisch, dass schon bald jeder Ausreisewillige das Land verlassen kann.
dpa/belga/vrt/alk/km - Bild: Martial Trezzini (epa)