Bei dem schweren Erdbeben in Neuseeland fürchtet die Polizei inzwischen rund 200 Todesopfer. Allein in den Trümmern des eingestürzten Canterbury Television-Gebäudes in Christchurch wurden bis zu 120 Tote vermutet. «Es gibt keine Hinweise, dass da jemand überlebt hat», sagte Polizeichef David Cliff. Die Suche nach Überlebenden ging aber unvermindert weiter. Helfer mit Spezialgerät aus Japan, Taiwan, Singapur und den USA unterstützten die Neuseeländer und Australier vor Ort. «Wir sind immer noch auf Rettungsmission. Sollte irgendjemand noch leben und eingeklemmt sein - wir tun alles in unserer Macht stehende», versicherte Cliff.
Einbrecher nutzen Notlage anderer aus
Vor den Ruinen des Canterbury-Gebäudes harrten auch Elizabeth (15) und Kent Manning (18) aus. Ihre Mutter Donna arbeitete dort bei einem Fernsehsender, als das Beben der Stärke 6,3 am Dienstagmittag passierte. Während die beiden dort verzweifelt auf ein Lebenszeichen ihrer Mutter hofften, brachen Diebe in ihr beschädigtes Haus ein. Polizei und Familie waren empört. «Wir haben alle Schlimmes erlebt, und manches kann man nicht ändern», sagte der Onkel der Kinder, Maurice Gardiner, im Fernsehen. «Aber diese kriminellen Elemente - sie könnten wenigstens Respekt zeigen.»
Journalisten verhaftet
Zwei japanische Journalisten wurden bei dem Versuch festgenommen, in ein Krankenhaus einzudringen. Die beiden wollten dort Opfer befragen. Die Polizei hat die Innenstadt, in der auch das Krankenhaus liegt, abgeriegelt. Niemand darf dort ohne Genehmigung rumlaufen.
Insgesamt ging die Polizei am Donnerstag von 226 Vermissten aus. Einige von ihnen dürften die Stadt nach den Beben am Dienstag aber einfach verlassen haben. Genauere Informationen dazu wollte die Polizei im Laufe des Tages veröffentlichen. Mit der Unterstützung der frischen Rettungsteams aus den USA, Großbritannien, Japan, Singapur und Taiwan konnte die Suche nach Opfern im besonders schwer zerstörten Zentrum von Christchurch intensiviert und auch auf weitere Stadtbereiche ausgeweitet werden. Zwei Tage nach dem Beben schwanden jedoch die Hoffnungen, noch Überlebende zu finden. Zuletzt war am Mittwochnachmittag ein Mensch lebend geborgen worden.
Bisher 98 Tote
Nach dem Erdbeben in Neuseeland haben Helfer bis Donnerstag 98 Leichen geborgen. Noch waren nicht alle Leichen identifiziert. Es sei möglich, dass einige der Menschen, die auf der Vermisstenliste stehen, unter den bereits geborgenen Toten sind, sagte der Polizeichef. «Was wir von der Polizei hören, ist, dass wir mehr Menschenleben verloren haben könnten als wir uns je träumen lassen haben», sagte Regierungschef Key.
dpa/jp/es - Bild: Tracey Nearmy