Die libysche Führung scheint zunehmend die Kontrolle über die Lage im Land zu verlieren. Nach Augenzeugen-Berichten verweigerten Soldaten den Befehl, auf Demonstranten zu schießen. Nach Informationen des arabischen Fernsehsenders Al Dschasira rief eine Gruppe von Offizieren alle Soldaten auf, sich dem Volk anzuschließen und Staatschef Gaddafi zu entmachten.
Libysche Diplomaten distanzierten sich vom Regime. Der Botschafter Libyens in Indien erklärte wegen der Gewalt seinen Rücktritt und warf dem Regime vor, Söldner einzusetzen.
Der Staatschef selbst wurde am Morgen kurz im Fernsehen gezeigt, mit der Ankündigung, er werde sich der Revolte nicht beugen. Gaddafi trat damit Spekulationen entgegen, er haben sich nach Venezuela abgesetzt.
Ausländer wollen raus
Ein Transportflugzeug der österreichischen Armee hat in der Nacht 62 EU-Bürger aus Libyen ausgeflogen. Die Maschine ist nach Angaben der Nachrichtenagentur APA gegen Mitternacht in Malta gelandet. Unter den Passagieren waren neun Österreicher, einige Deutsche, Franzosen und Niederländer. Auch sieben Kinder waren an Bord.
Inzwischen sollen auf dem Flughafen der Stadt Bengasi keine Maschinen mehr landen können, weil der Flughafen zerstört ist. Unter anderem Ägypten und Italien wollten ihre Bürger aus Bengasi ausfliegen. Auch die deutsche Lufthansa hat ein Flugzeug nach Tripolis geschickt. Die Türkei will ihre rund 25.000 Staatsbürger in Libyen mit Schiffen nach Hause holen.
Für heute haben sowohl der UN-Sicherheitsrat als auch die Arabische Liga ihre Mitglieder zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen gerufen. UN-Generalsekretär Ban warnte das Gadaffi-Regime vor einer Verletzung internationaler Menschenrechte. Auch China äußerte sich sehr besorgt über die Entwicklung in Libyen. Einige chinesische Staatsbürger seien bei den Unruhen verletzt und chinesische Firmen geplündert worden.
dpa/belga/afp/jp - Bild: Tracey Nearmy (epa)