Tunesien hat von Saudi-Arabien die Auslieferung des gestürzten Präsidenten Zine el Abidine Ben Ali verlangt. Er sei in "mehrere schwerwiegende Verbrechen verwickelt", berichteten am Sonntag französische Medien unter Berufung auf das Außenministerium in Tunis. Ben Ali hatte sich nach tagelangen blutigen Protesten am 14. Januar nach Saudi-Arabien abgesetzt.
Die tunesische Regierung forderte die Regierung in Riad zudem auf, so bald wie möglich Informationen über den Gesundheitszustand des Ex-Präsidenten oder seinen möglichen Tod zu liefern. Seit mehreren Tagen wird über den Gesundheitszustand Ben Alis spekuliert.
In Tunis haben am Sonntag erneut mehrere tausend Menschen gegen die neue Übergangsregierung protestiert. Die Demonstranten forderten eine neue Verfassung und eine neue Republik. Die derzeitige Staatsführung steht in der Kritik, weil sie - wie Ministerpräsident Mohammed Ghannouchi - teilweise noch aus Funktionären des alten Regimes besteht.
Bereits am Samstag hatten mehrere hundert Menschen bei einem Protestmarsch in der tunesischen Hauptstadt ihre Empörung über den Mord an einem polnischen Priester zum Ausdruck gebracht. Sie demonstrierten friedlich gegen Extremismus und für Toleranz. Der Pater war am Freitag auf einem Parkplatz in La Manouba in der Nähe von Tunis gefunden worden.
Tunesien war Mitte Januar das erste nordafrikanische Land, in dem der Staatschef nach Massenprotesten abtreten musste.
Auch Demonstrationen in Marokko
In Marokko gab es am Sonntag in den großen Städten des Landes ebenfalls Demonstrationen. Die Menschen gingen zu Tausenden auf die Straße. Dabei blieb es weitgehend friedlich. Nur vereinzelt gab es kleinere Ausschreitungen. Die Marokkaner verlangen zwar nicht den Rücktritt ihres Königs, dennoch drängen sie auf mehr Demokratie und einen verschärften Kampf gegen Korruption.
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