Nach der Migrationswelle aus Tunesien hat die europäische Grenzschutzagentur Frontex am Sonntag ihren Einsatz in Italien begonnen. Vor rund einer Woche waren Tausende Immigranten mit Booten auf der kleinen Felsinsel Lampedusa südlich von Sizilien angekommen.
Zunächst sollen mindestens ein Flugzeug und zusätzliche Patrouillenboote an der italienischen EU-Außengrenze eingesetzt werden. Das berichteten italienische Medien am Sonntag.
Man wolle Italien angesichts der Flüchtlingswelle aus Nordafrika helfen, erklärte EU-Binnenkommissarin Cecilia Malmström am Samstag in Brüssel. Die EU antworte mit dem Frontex-Einsatz auf eine italienische Anfrage von Mitte der Woche. «Das ist ein deutliches Signal der Solidarität der EU-Mitgliedstaaten und ein Beweis für die Verpflichtung der Kommission, Italien in dieser schwierigen Situation zu helfen», erklärte die schwedische Kommissarin. Malmström hatte bereits am Donnerstag den Frontex-Einsatz in Aussicht gestellt.
Kontrolle der Gewässer
Die zusätzlichen Kräfte sollen gemeinsam mit der italienischen und der maltesischen Küstenwache die Gewässer zwischen Lampedusa und der nordafrikanischen Küste kontrollieren, um einen neuen Exodus zu verhindern. Wie viele es sind, wurde nicht mitgeteilt.
In der neuen Woche werden im Rahmen der «Hermes» getauften Operation zudem etwa 30 Experten anderer EU-Staaten auf Lampedusa erwartet. Sie sollen - ebenfalls von Frontex koordiniert - Italien helfen, die Nationalität der Flüchtlinge festzustellen. Ein Großteil der Flüchtlinge werde wahrscheinlich schon im Laufe der kommenden Woche nach Nordafrika zurückgeschickt werden, zitierten italienische Medien die EU-Kommissarin.
Am Sonntag waren Medienberichten zufolge noch etwa 1170 Migranten auf der 4500 Einwohner zählenden Insel Lampedusa. Rund 270 Flüchtlinge seien am Vortag ausgeflogen worden, hieß es. Vor gut einer Woche hatten in nur wenigen Tagen mehr als 5000 Migranten in Booten die Insel erreicht. Der italienische Innenminister Roberto Maroni sprach von einem «Exodus biblischen Ausmaßes». Viele der Bootsflüchtlinge wurden auf andere italienische Flüchtlingslager verteilt. Doch auch deren Aufnahmekapazität ist begrenzt.
Nur 130 Kilometer von der tunesischen Küste entfernt ist das nur 20 Quadratkilometer große Lampedusa seit langem ein «Tor nach Europa» für Verzweifelte und Glückssucher aus Afrika. Zwischen Juli 2008 und Juli 2009 waren mehr als 20.000 Migranten dort angekommen.
Katie Kahle und Christian Böhmer (dpa) - Bild: epa