Die israelische Armee bereitet offenbar ihre lange angekündigte Bodenoffensive in der Stadt Rafah im Gazastreifen vor. Das Militär rief die Einwohner des östlichen Stadtteils von Rafah auf, sich in eine einige Kilometer nördlich gelegene Zeltstadt am Mittelmeer zu begeben.
Die Rede ist von einer begrenzten Evakuierungs-Operation. Betroffen seien etwa 100.000 Menschen. Sie seien per SMS oder Telefon, über Flugblätter und über arabischsprachige Medien informiert worden, sagte ein Militärsprecher.
Israels Verteidigungsminister Galant begründete das aktuelle Vorgehen damit, dass die Hamas ein Waffenstillstandsabkommen abgelehnt habe, in dessen Zuge auch israelische Geiseln hätten freikommen sollen. Es gebe deshalb keine Alternative zu einem Militäreinsatz. Das habe Galant auch seinem amerikanischen Amtskollegen Austin telefonisch mitgeteilt, hieß es aus seinem Büro.
Die israelische Armee hatte ihre angekündigte Bodenoffensive wegen der indirekten Verhandlungen mit der Hamas über eine neue Feuerpause und die Freilassung von Geiseln zuletzt zurückgestellt. Diese Gespräche blieben bislang aber ohne Ergebnis und sollen am Dienstag in Kairo fortgesetzt werden. Die USA lehnen eine Offensive klar ab, solange Israel nicht plausibel darstellen kann, wie es zuvor die Menschen dort in Sicherheit bringt.
In Rafah halten sich mehr als eine Million Menschen auf, die meisten von ihnen sind Flüchtlinge aus anderen Gebieten des Gazastreifens. Israel vermutet, dass sich in der Stadt an der Grenze zu Ägypten noch Kämpfer der islamistischen Terrororganisation Hamas versteckt halten. Es werden auch Geiseln in Rafah vermutet.
Hamas warnt vor katastrophalen Folgen
Die islamistische Hamas hat den Beginn der israelischen Räumung der Stadt Rafah scharf kritisiert. Israel schade damit allen Bemühungen, eine Waffenruhe im Gaza-Krieg zu erzielen, sagte ein ranghohes Hamas-Mitglied der Deutschen Presse-Agentur. Der Schritt werde zudem katastrophale Auswirkungen auf die örtliche Bevölkerung haben.
Tote bei Luftangriffen
In der Nacht zum Montag waren bei israelischen Luftangriffen in Rafah 16 Menschen ums Leben gekommen. Auch drei israelische Soldaten wurden getötet, als die Terrororganisation Hamas den Grenzübergang zwischen Gaza und Ägypten mit Raketen attackierte.
Al-Dschasira-Verbot: UN unterstreichen Wichtigkeit der Pressefreiheit
Nach der Entscheidung Israels, den arabischen TV-Sender Al-Dschasira im Land zu schließen, haben die Vereinten Nationen die Bedeutung der Pressefreiheit betont. Man stehe fest gegen jede Entscheidung, die Pressefreiheit zurückzufahren, sagte ein UN-Sprecher in New York.
Israel hat das Vorgehen gegen Al-Dschasira damit begründet, dass der Sender ein "Sprachrohr der Hamas" sei und ein Risiko für die Staatssicherheit darstelle.
dpa/vrt/jp/mh