Die Proteste gegen herrschende Regimes in der muslimischen Welt haben auch den Iran erreicht. Die iranische Polizei ging am Montag mit Tränengas und Farbkugeln gegen einen Protestmarsch der Opposition in Teheran vor.
Nach Angaben der iranischen Nachrichtenagentur IRNA wurde ein Demonstrant getötet, mehrere weitere wurden verletzt. Oppositionsanhänger wurden festgenommen.
Die Regierungsgegner in der iranischen Hauptstadt Teheran waren in Richtung des Azadi-Platzes (Platz der Freiheit) losgezogen, um sich dort zu einem ähnlichen Protest wie die Ägypter auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu versammeln. Prominente Oppositionspolitiker waren zuvor schon unter Hausarrest gestellt worden.
Die Behörden in Teheran hatten die Demonstrationsanträge der "Grünen Welle", wie sich die vom früheren Regierungschef Mir Hussein Mussawi angeführte Opposition nennt, abgelehnt und mit Polizeieinsatz gedroht. Nach unbestätigten Berichten wurden sowohl Mussawi als auch der frühere Parlamentspräsident Mahdi Karrubi unter Hausarrest gestellt. In einigen Stadtteilen wurde das Mobilfunknetz abgeschaltet, um die Kommunikation möglicher Demonstranten zu verhindern.
Clinton unterstützt Demonstranten im Iran
Die USA unterstützen demonstrativ die jüngsten Proteste im Iran. Außenministerin Clinton sagte, sie wünsche der Opposition gegen das Regime einen ähnlichen Erfolg wie in Ägypten. Um die Kommunikation zwischen Regierungskritikern zu unterstützen, startete das amerikanische Außenministerium einen Twitter-Kanal auf Farsi, der Sprache der Iraner. Die Plattform dient zur Verbreitung von kurzen Textnachrichten im Internet.
Vorbild Tunesien und Ägypten: Proteste in Bahrain und im Jemen
In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa demonstrierten am Montag etwa 2000 Regierungsgegner. Sie riefen die gleichen Parolen, die in der vergangenen Woche auf dem Tahrir-Platz in Kairo zu hören gewesen waren: "Das Volk will den Sturz des Regimes" und - an die Adresse von Staatspräsident Ali Abdullah Salih - "Verschwinde!".
Ihnen standen nach Angaben von Augenzeugen mehrere Hundert Gegendemonstranten gegenüber. Diese hielten erst Bilder des Präsidenten in die Höhe. Später gingen sie mit Messern und Stöcken auf die Regierungsgegner los. Es war bereits der vierte Tag in Folge, an dem im Jemen demonstriert wurde. Der Nachrichtensender Al-Arabija meldete auch aus der Stadt Tais Anti-Regierungs-Proteste sowie Zusammenstöße zwischen Demonstranten und der Polizei.
Bei Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften im Golfstaat Bahrain wurde ein Mensch erschossen, mindestens 20 wurden verletzt. Oppositionelle hatten über das Internet zu einem "Tag des Zorns" aufgerufen, worauf es in mehreren Orten Proteste gegen die Staatsführung gab. Bereits am Sonntag waren bei Zusammenstößen mehrere Menschen verletzt worden. Das arabische Königreich wird von einer sunnitischen Herrscherfamilie regiert, obwohl schiitische Muslime die Bevölkerungsmehrheit stellen.
In Jordanien, wo es jüngst ebenfalls Proteste gab, unterstrichen etwa 3000 Stammesführer, Politiker, Geschäftsleute und andere Persönlichkeiten ihre Unterstützung für König Abdullah II. Die Legitimität der Herrscherfamilie gehe auf den Propheten Mohammed zurück, hieß es in einem Offenen Brief. Umwälzungen wie in Tunesien und Ägypten seien in Jordanien daher unmöglich.
br/dpa/jp - Bild: epa/stringer