Im Krisenstaat Haiti greift die Gewalt immer mehr auch auf Viertel der Oberschicht über, in denen es bisher weitgehend friedlich geblieben war. Das berichteten mehrere örtliche Medien übereinstimmend. Bandenmitglieder hätten in zwei Vierteln im Süden von Port-au-Prince mehrere Häuser und eine Bankfiliale geplündert. Als die Polizei die Viertel wieder unter Kontrolle gebracht habe, seien mindestens zehn Leichen auf den Straßen gefunden worden.
Die Krise in Haiti ist in den vergangenen Wochen immer weiter eskaliert. Die mächtigen Banden des Karibikstaats verhinderten zuletzt die Rückkehr von Übergangs-Premierminister Ariel Henry von einer Auslandsreise. Henry trat daraufhin zurück. Derzeit hat Haiti keine funktionierende Regierung. Ein Präsidialrat aus Vertretern verschiedener Parteien und gesellschaftlicher Gruppen soll nun vorübergehend die Amtsgeschäfte übernehmen.
Inzwischen haben die Banden nach Angaben der Vereinten Nationen rund 80 Prozent der Hauptstadt Port-au-Prince unter ihrer Kontrolle. Nach UN-Angaben sind etwa 362.000 Haitianer innerhalb des Landes vertrieben, mehr als die Hälfte davon Kinder.
dpa/est