In Israel haben erneute Tausende Menschen gegen Ministerpräsident Netanjahu demonstriert. In Tel Aviv und anderen israelischen Städten forderten sie die Freilassung der Geiseln aus der Gewalt der Hamas.
Nahe dem Sitz des Verteidigungsministeriums hielt die Polizei Demonstranten davon ab, eine Stadtautobahn zu blockieren, berichten israelische Medien. 16 Personen wurden festgenommen.
In Caesarea zog eine große Menschenmenge vor eine private Villa von Netanjahu. Einer der Redner, ein ehemaliger General, sagte sinngemäß, dass Netanjahus Politik nur darauf abziele, um jeden Preis an der Macht zu bleiben und er deshalb diesen Krieg führe.
Biden übt scharfe Kritik an Netanjahu
Auch US-Präsident Biden hat Israels Regierungschef Netanjahu in einem Fernsehinterview scharf kritisiert. Biden beschrieb die Lage der Menschen in Gaza als "verzweifelt". Er betonte zwar, die Verteidigung Israels sei "immer noch von entscheidender Bedeutung" und er werde die Seite Israels nie verlassen.
Zugleich übte der US-Präsident aber deutliche Kritik am Vorgehen von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Er habe das Recht, Israel zu verteidigen und die Hamas weiter zu bekämpfen, aber er müsse den unschuldigen Leben größere Aufmerksamkeit schenken, die in der Konsequenz der ergriffenen Maßnahmen verloren gehen, fügte Biden hinzu.
Biden mahnte erneut eine Waffenruhe für die Dauer von sechs Wochen an sowie einen einen weiteren Austausch von israelischen Geiseln gegen palästinensische Häftlinge.
US-Militär bereitet Bau von Schiffsanlegestelle vor Gaza vor
Das US-Militär hat unterdessen damit begonnen, Ausrüstung für den Bau einer provisorischen Schiffsanlegestelle vor der Küste Gazas in die Region zu transportieren. Das teilte das zuständige Regionalkommando (Centcom) auf der Plattform X mit. Die USA wollen zusammen mit internationalen Partnern Lebensmittel, Wasser und Medikamente in das Kriegsgebiet bringen.
Bis die Anlegestelle einsatzfähig ist, werde es etwa 60 Tage dauern. Die israelische Armee erklärte sich bereit, zusammen mit den US-Streitkräften den Bau zu koordinieren. Humanitäre Hilfe könne dann nach entsprechender Inspektion durch Israel auf dem Seeweg nach Gaza gelangen, sagte Militärsprecher Daniel Hagari.
Hilfe über Seekorridor läuft an
Unabhängig von der Vorbereitung der provisorischen Hafenanlage arbeitet die internationale Gemeinschaft an der Etablierung eines Seekorridors von Zypern aus. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen soll der Korridor bald eröffnet werden.
Ein Schiff der spanischen Hilfsorganisation Open Arms soll zunächst rund 200 Tonnen Lebensmittel wie Reis und Mehl von Zypern aus transportieren. Wo genau es anlanden und wie die Hilfe dann zu den Menschen gelangen soll, war zunächst unklar.
dpa/sh