Israels Militär soll auf Weisung von Ministerpräsident Netanjahu die Evakuierung der Zivilisten aus der Stadt Rafah planen. Der Bürgermeister von Rafah warnte, ein Militäreinsatz in der Stadt werde zu einem Massaker führen.
Derzeit sind dort noch keine israelischen Bodentruppen im Einsatz. Augenzeugen zufolge wurden jedoch bereits Ziele in der Stadt aus der Luft angegriffen. Dabei sollen am Samstag mehr als 20 Menschen getötet worden sein.
Israelische Soldaten bombardierten außerdem ein Fahrzeug der Hamas und töteten drei Personen, darunter den Chef des Polizeigeheimdienstes der Hamas sowie dessen Stellvertreter, hieß es aus Polizeikreisen.
Netanjahu verspricht "sicheren Korridor"
Netanjahu hat den Hunderttausenden Zivilisten in Rafah einen "sicheren Korridor" zugesichert. In einem Interview mit dem US-Sender "ABC News" sagte Netanjahu auf die Frage, wohin die weit mehr als eine Million Palästinenser in Rafah gehen sollen, dass man "einen detaillierten Plan" ausarbeite.
Die US-Regierung hatte sich in den vergangenen Tagen deutlich gegen ein militärisches Vorgehen in Rafah ausgesprochen. Dies wäre eine Katastrophe für die Menschen dort, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Donnerstag.
Ägypten befürchtet, dass ein massiver Militäreinsatz in Rafah zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die ägyptische Halbinsel Sinai führen könnte.
Hamas warnt Israel vor Aus des Geisel-Deals
Vor dem Krieg hatte die Stadt rund 300.000 Einwohner, inzwischen sollen sich dort auf engstem Raum mindestens 1,3 Millionen Binnenflüchtlinge aufhalten.
Die Hamas hat Israel für den Fall eines militärischen Vorgehens in Rafah mit einem Abbruch der Gespräche über ein Geisel-Abkommen gedroht. Jeder Angriff könne die Verhandlungen zunichtemachen, zitierte der palästinensische Fernsehsender Al-Aksa ein hochrangiges Hamas-Mitglied.
Israel wirft UNRWA Kooperation mit Hamas vor
Israel wirft dem UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA vor, mit der Hamas in Gaza zu kooperieren. Unter dem Hauptquartier des Hilfswerkes in der Stadt Gaza habe man einen Tunnel entdeckt, der der islamistischen Hamas als Datenzentrale für ihren militärischen Geheimdienst gedient habe. Das teilte das israelische Militär mit.
UNRWA-Chef Philippe Lazzarini erklärte dazu, man habe das Gebäude bereits in der Anfangsphase des Kriegs geräumt und von einem Tunnel darunter nichts gewusst. Israels Außenminister Israel Katz wies dies als "absurd" zurück und forderte den sofortigen Rücktritt des UNRWA-Chefs.
In dem verlassenen UNRWA-Hauptquartier habe man in den vergangenen zwei Wochen zudem große Mengen von Waffen und Sprengstoff gefunden, gab das israelische Militär weiter bekannt.
dpa/sh/mh