Wenn es um echten Champagner geht, erwartet wohl niemand Schnäppchenpreise. Das Edelgetränk gilt seit jeher als Synonym für Luxus, Leichtigkeit und puren Genuss. Aber dieses Jahr hat der Champagnerpreis einen derartigen Sprung gemacht, dass es langsam selbst den Franzosen zu viel wird. 14 Prozent mehr kostet ein Flasche, damit liegt der Durchschnittspreis bei 23,60 Euro - wobei da noch viel Luft nach oben ist.
Die Folge: Der Verkauf ist spürbar zurückgegangen. Sechs Millionen Flaschen weniger wurden allein in den französischen Supermärkten dieses Jahr verkauft. Vielleicht kann das Silvestergeschäft den Verkauf noch mal signifikant ankurbeln. Bis jetzt beschert 2023 den Champagner-Herstellern jedenfalls den größten Verkaufseinbruch in ihrer Geschichte. Französische Medien haben sogar schon eine Champagner-Krise ausgerufen.
Selbst Franzosen greifen zu preisgünstigen Schaumweinen
Es ist ja nicht so, als gäbe es keine Alternativen. Den italienischen Prosecco gibt es schon für 6,80 Euro im Durchschnitt - und der perlt ja auch schön. Prosecco-Trauben kosten 30 Cent das Kilo, echte Champagnertrauben dagegen 7,50 Euro. Also schon beim Rohstoff gibt es einen Preisunterschied um das 25-fache. Wenig überraschend: Die Nachfrage nach Prosecco ist um 25 Prozent gestiegen.
Crémant, die Champagner-Konkurrenz aus dem Burgund oder dem Elsass, kostet nur ein Viertel im Vergleich zu echtem Champagner und erobert einen immer größeren Marktanteil mit einem Plus von vier Prozent in diesem Jahr.
Setzt sich dieser Trend fort, würde das irgendwann dazu führen, dass der Champagner ganz aus den Supermarktregalen verschwindet. Das wäre natürlich ein Jammer, denn damit würde ein Stück Kultur verlorengehen. Denn Champagner ist nicht nur eine geschützte regionale Marke. Die Champagne mit ihren Weinbergen und Winzerhäusern gehört zum Weltkulturerbe.
Soweit muss es aber nicht kommen, sind sich auch Produzenten wie der Flame Johan Casters sicher. Ihm gehört die "Maison Louis Casters" in Damery. Das Haus hat in seiner 125-jährigen Geschichte schon viele Aufs und Abs gesehen - und wird auch diese temporäre Krise überstehen, glaubt Casters.
Traditionelle Champagnerherstellung unterliegt strenger Limitierung
Die Champagnerherstellung ist limitiert, was zur Folge hat, dass das Angebot künstlich knapp und die Preise auf hohem Niveau gehalten werden. Der Ertrag bei der Weinlese von Champagnertrauben ist begrenzt auf 15.500 Kilo pro Hektar. Für eine Flasche Champagner werden 1,6 Kilo Trauben benötigt - das bedeutet, dass pro Hektar nur ca. 9.600 Flaschen Champagner hergestellt werden können.
Die Champagner-Produzenten kennen den Preis für die Trauben vor Beginn der Lese nicht. Viel Verhandlungsspielraum haben sie also nicht, denn sie sind ja auf die Lieferanten angewiesen.
Die traditionelle Herstellung auf der einen, die Mechanismen des Marktes auf der anderen Seite plus natürlich ein Kreis von echten Champagner-Liebhabern - das alles wird voraussichtlich das Überleben des Champagners noch lange sichern.
hln/champagnetourisme/sh