Die verhärteten Fronten in Ägypten brechen auf: Nachdem die alte Regierungs-Garde um Präsident Husni Mubarak abgetreten ist, suchen Machthaber und Opposition den Dialog. Nach Angaben des Staatsfernsehens könnte bald der seit 1981 geltende Ausnahmezustand fallen.
Das Alltagsleben am Nil normalisierte sich, auch wenn die Proteste am 13. Tag des Aufruhrs gegen das Mubarak-Regime anhielten. Tausende Demonstranten fordern weiter den Rücktritt des verhassten Staatschefs.
Bevor der Ausnahmezustand falle, müsse die Sicherheitslage dies erlauben, hieß es im ägyptischen Fernsehen weiter. Darauf hätten sich Vizepräsident Omar Suleiman und Vertreter der Opposition bei ihren ersten Gesprächen am Sonntag verständigt. Suleiman hatte auch erstmals führende Mitglieder der Muslimbruderschaft empfangen.
Die Muslimbrüder hatten anfangs erklärt, sie stünden erst nach Mubaraks Rücktritt für einen Dialog zur Verfügung. Laut staatlichen Medien nahmen an dem Treffen auch unabhängige Persönlichkeiten wie der christliche Unternehmer Naguib Sawiris teil.
Das Alltagsleben in Kairo normalisiert sich derweil schrittweise. Der Geschäftsführer der Deutsch-Arabischen Handelskammer in Kairo, Rainer Herret, sagte, viele Unternehmen hätten die Produktion wieder aufgenommen. Am Sonntag, dem ersten Arbeitstag der islamischen Woche, öffneten erstmals wieder viele Banken. Vor Geldinstituten im Zentrum von Kairo bildeten sich lange Schlangen. Die Regierung verfügte zum Abheben eine Obergrenze von 50.000 ägyptischen Pfund (etwa 6300 Euro).
Bild: Amel Pain (epa)