Angesichts von rund 600.000 Patienten mit gefährlichen Klinikinfektionen pro Jahr setzt die Bundesregierung auf Hygienebeauftragte, Schulungen und Offenlegung von Hygienemängeln.
Alle Bundesländer sollen zu entsprechenden Hygieneverordnungen verpflichtet werden, geht aus einem Referentenentwurf aus dem Haus von Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hervor.
Bisher haben erst sieben Länder solche Verordnungen. Ärzte und Kliniken sollen Empfehlungen des Robert Koch-Instituts strenger umsetzen.
In punkto Klinikhygiene gibt es regelmäßig öffentliche Empörung. Selbst Kanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Forderungen nach bundesweiten Regeln unterstützt, nachdem im Sommer drei Säuglinge am Mainzer Uniklinikum an verseuchter Nährlösung gestorben waren. Später stellte sich allerdings heraus, dass Ursache der Verkeimung eine schon vor Eintreffen im Haus beschädigte Flasche war. In München hatten Mängel in Häusern in Bogenhausen und Pasing Patienten verunsichert. In Fulda ermittelte die Staatsanwaltschaft wegen Rost und Blut auf Geräten.
Mit den Rechtsverordnungen, die die Länder nun erlassen sollen, soll ein durchgängig sauberer Ablauf in den rund 2100 Krankenhäusern in Deutschland geregelt werden. Bis zu 15.000 Menschen sterben laut Regierung jährlich an Klinikinfektionen. Auch weit höhere Angaben kursieren. Außerdem will der Bund überflüssige Antibiotika-Behandlungen eindämmen, damit weniger resistente Keime entstehen.
Oft geht es um scheinbare Kleinigkeiten - wie stets keimfreie Ablageflächen und Hände von Pflegern und Ärzten. Seit Jahren schon drängen Ärzte- und Klinikorganisationen das Personal im weißen Kittel mit Aktionen wie «Saubere Hände» zu Reinlichkeit. Nun sollen Kommissionen und spezielle Experten in den Kliniken, Mindeststandards bei Ausstattung und Betrieb und Fortbildung Abhilfe schaffen.
Die Deutsche Krankenhausgesellschaft begrüßte den Vorstoß und forderte Unterstützung für mehr Personal. Eine Veröffentlichung von Infektionsdaten lehnte sie ab. Die größte Krankenkasse, Barmer GEK, begrüßte bundesweite Regeln: «Der Keim macht weder vor Ländergrenzen noch Krankenhaustüren Halt.»
Basil Wegener (dpa) - Bild: Jorge Dirkx (belga)