Nach der Rückzugsankündigung Mubaraks ist die Lage in Ägypten außer Kontrolle geraten. Bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern und Gegnern des Regimes von Husni Mubarak auf dem Tahrir-Platz wurde nach einem Bericht des Nachrichtensender Al-Arabija ein Mensch getötet.
Mindestens 350 Menschen seien verletzt worden. Der Sender berief sich auf Angaben des ägyptischen Gesundheitsministeriums.
Anhänger gegen Gegner Mubaraks
Etwa 4000 Anhänger von Mubaraks Nationaldemokratischer Partei (NDP) waren am Mittwochnachmittag auf den Tahrir-Platz in Kairo geströmt, um die zunächst friedlich demonstrierenden Regimegegner zu vertreiben. Die NPD-Anhänger warfen Steine auf die Demonstranten. Mehrere Menschen ritten auf Kamelen und Pferden in die Menge hinein und schlugen mit Knüppeln und Eisenstangen auf Regimegegner ein. Einige hatten auch Messer dabei, hieß es.
Aus nächster Nähe schleuderten die Anhänger der beiden Lager mit voller Wucht Steine aufeinander. Viele schützten sich mit Matrazen oder Brettern vor den Steinwürfen. Einige verschanzten sich hinter Zäunen und großen Containern. Die Anti-Mubarak-Demonstranten warfen der NDP vor, sie habe bezahlte Schlägertrupps und Polizisten in Zivil geschickt.
Das Militär, das sich zunächst zurückgehalten hatte, setzte schließlich Wasserwerfer ein, um das Treiben zu beenden. Vergeblich hatten die ägyptischen Streitkräfte zuvor an die Bevölkerung appelliert, die Demonstrationen zu beenden. Die Forderungen der Jugend seien verstanden worden, erklärten die Streitkräfte im Staatsfernsehen. Die Botschaft sei angekommen.
Straßenschlachten international verurteilt
Die USA, die UN und die EU verurteilten die Eskalation. Washington sei tief besorgt über Angriffe auf friedliche Demonstranten sowie auf Medienvertreter, sagte Regierungssprecher Robert Gibbs. Gleichzeitig rief er die Konfliktparteien zur Zurückhaltung auf. EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte Mubarak zu Gesprächen mit der Opposition auf.
Mubarak hatte am Dienstagabend erklärt, er werde bei der Präsidentenwahl im Herbst nicht mehr antreten. Die Forderung der Opposition nach einem sofortigen Rücktritt lehnte er damit ab. Die Protestbewegung, die seit acht Tagen auf dem Tahrir-Platz demonstriert, verlangt den sofortigen Rücktritt Mubaraks. Sie kündigte weitere Proteste bis zur Amtsaufgabe Mubaraks an.
- Soir-Journalist in Kairo festgenommen
- Ägypten: Demonstrationen gehen weiter
- Obama: Mubarak muss Weg frei machen
dpa/km - Bild: Jim Hollander (epa)