Das israelische Militär hat den Einwohnern des nördlichen Gazastreifens auch am Samstag wieder einen Zeitraum ohne Angriffe zugesichert, um sich in den Süden zu begeben.
Zwischen 10 und 16 Uhr Ortszeit sollen die Bewohner auf einer eingezeichneten Fluchtroute Richtung Süden gehen. Dort sei in den angegebenen Stunden Bewegung "ohne Schaden" möglich.
Viele Menschen befürchten, dass sie auch im Süden nicht sicher sind, aber auch nicht ins Nachbarland Ägypten weiterfliehen können. Einen Sprecher des israelischen Militärs zufolge werde der Grenzübergang zwischen dem Gazastreifen und Ägypten ohne Zustimmung von Israel nicht geöffnet.
Inzwischen ist in Ägypten nahe der Grenze zum Gazastreifen ein Flugzeug der Weltgesundheitsorganisation WHO gelandet. An Bord sind medizinische Hilfsgüter, die aber nicht in den Gazastreifen gebracht werden können, solange Israel eine Öffnung der Grenze nicht erlaubt.
An Israels Aufforderung zur Massenevakuierung gibt es viel Kritik. Die Vereinten Nationen befürchten eine "katastrophale Situation". Die UN forderten Israel bereits am Freitag auf, die Anweisung zur Evakuierung der etwa 1,1 Millionen Menschen zu widerrufen und den sofortigen Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen.
Die Hamas versuchte, Zivilisten von der Flucht abzuhalten und bezeichnete den Räumungsaufruf als Propagandanachrichten. Laut Hamas sollen Luftangriffe der israelischen Streitkräfte 70 Menschen auf der Flucht getötet und 200 weitere verletzt haben. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Israels Armee entdeckt bei Vorstößen in Gazastreifen tote Geiseln
Am Freitagabend unternahm Israels Militär erste begrenzte Vorstöße in den Gazastreifen. Laut der Zeitung "Jerusalem Post" haben die Soldaten dabei die Leichen vermisster Landsleute entdeckt. Laut einem israelischen Armeesprecher ist das Ziel dieser Einsätze, "das Gebiet von Terroristen und Waffen zu säubern". Dabei habe man auch versucht, Vermisste zu finden. Boden- und Panzertruppen hätten nach Spuren gesucht und "Terrorzellen ausgeschaltet".
Nach Hamas-Angaben sollen 13 der rund 150 aus Israel verschleppten Geiseln bei den israelischen Luftangriffen getötet worden sein, darunter auch ausländische Staatsangehörige. Auch dies konnte nicht unabhängig überprüft werden. Israels Armee wollte dem Bericht nach eigenen Angaben nachgehen.
Biden zeigt sich besorgt über humanitäre Lage der Palästinenser
US-Präsident Joe Biden hat Israel unterdessen erneut die Solidarität der Vereinigten Staaten versichert, sich aber auch besorgt zur Lage im Gazastreifen geäußert. "Wir dürfen die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass die überwältigende Mehrheit der Palästinenser nichts mit Hamas oder den abstoßenden Attacken der Hamas zu tun hat und dass sie in der Folge auch leiden", sagte Biden in Philadelphia.
US-Teams seien in der Region, um in Abstimmung mit arabischen Staaten und den Vereinten Nationen humanitäre Hilfe für die Menschen im Gazastreifen sicherzustellen.
dpa/vrt/sh