Ozempic wird Patienten in den Körper gespritzt. Der dänische Pharmakonzert Novo Nordisk vermarktet unter diesem Namen seinen Wirkstoff Semaglutid. Der bewirkt einerseits, dass der Blutzuckerspiegel sinkt. Das macht das Medikament für die Behandlung von Diabetes interessant. Andererseits erzeugt es ein Gefühl der Sättigung und sorgt dafür, dass sich der Magen langsamer leert. Das sind Eigenschaften, die beim Abnehmen helfen. Patienten, die das Medikament nehmen, können innerhalb von kurzer Zeit viele Kilos verlieren. Zugelassen ist das Medikament aber erst ab zwölf Jahren.
Jetzt soll untersucht werden, ob man es auch bei jüngeren Kindern einsetzen kann. Alleine die Idee, Kindern das zu verabreichen, ist schon umstritten. Die Leiterin der pädiatrischen Adipositas-Klinik am UZ Brüssel, Inge Gies, sagt am Montag in De Morgen, dass man auf jeden Fall erst alle anderen Hilfsmittel ausprobiert haben soll, bevor man zu dieser Abnehmspritze greift. Angefangen bei den Klassikern: gesunde Ernährung und körperliche Bewegung.
Denn die Spritze hat bei Jugendlichen unerwünschte Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Magenbeschwerden und sie hat auch einen gravierenden Nachteil: Man nimmt wieder zu, sobald man das Medikament absetzt. Das ist jedenfalls bei Erwachsenen so. Die Forschung will nun herausfinden, ob das auch bei Kindern der Fall ist. Bei Kindern, die noch nicht in der Pubertät sind, könnte der Körper anders reagieren.
Die Wissenschaft geht davon aus, dass jeder Mensch ein Gewicht hat, zu dem der Körper immer wieder zurückkehren will. Das würde auch den Jo-Jo-Effekt erklären, dass man nach dem Abnehmen schnell wieder zunimmt. Man weiß aber noch nicht, in welchem Alter der Körper diesen Set-Point für das eigene Gewicht setzt. Schafft das Kind es, rechtzeitig das Übergewicht abzubauen, könnte es sein, dass es nicht ein Leben lang an einem Medikament hängt.
Die Lage wird auf jeden Fall immer schlimmer: Laut dem Gesundheitsinstitut Sciensano sind in Belgien in der Gruppe der Zwei- bis 17-Jährigen 19 Prozent übergewichtig und fast sechs Prozent haben mit Fettleibigkeit zu kämpfen. Das ist vor allem deswegen dramatisch, weil fettleibige Kinder die Gewichtsprobleme oft auch als Erwachsene behalten und dadurch ein erhöhtes Risiko für Folgekrankheiten haben. Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, um nur einige zu nennen. Daher ist es Ärzten schon gelegen, eine Fettleibigkeit bei Kindern zu beseitigen oder am besten zu verhindern.
okr