Mit einem «Tag der Trauer» hat Moskau der Opfer des Selbstmordanschlags am Flughafen Domodedowo gedacht.
Fahnen an offiziellen Gebäuden wehten am Mittwoch auf Halbmast. Radio und Fernsehen verzichteten auf Unterhaltungssendungen und spielten Trauermusik. Die orthodoxe Kirche, Moscheen und Synagogen organisierten Gottesdienste. Die Behörden sagten Festveranstaltungen ab, darunter eine Miss-Wahl, wie russische Agenturen berichteten.
Nach Angaben des Zivilschutzministeriums wurden alle Opfer identifiziert. Lediglich über den Attentäter, der sich am Montag im Ankunftsbereich des größten russischen Airports in die Luft gesprengt hatte, machen die Behörden bislang keine Angaben.
Medien veröffentlichten Bilder vom Kopf des mutmaßlichen Terroristen. Berichten zufolge könnte der Selbstmordattentäter einer islamistischen Untergrundgruppe angehören, die im südrussischen Gebiet Stawropol aktiv ist. Die mehrheitlich von orthodoxen Christen bewohnte Region liegt unweit der Konfliktregion Nordkaukasus.
Das Attentat sei bereits seit November vorbereitet worden, schrieb das Boulevardblatt «Moskowski Komsomolez» am Mittwoch. Nach Angaben der Regierungszeitung «Rossijskaja Gaseta» war der Anschlag womöglich eine Reaktion auf die ausländerfeindlichen Ausschreitungen tausender russischer Jugendlicher im Dezember. Nach dem Tod eines Fußballfans im Streit mit Kaukasiern hatten Ultranationalisten Jagd auf Migranten gemacht.
Ein deutscher Manager des Flughafens wies die scharfe Kritik von Kremlchef Dmitri Medwedew an den laxen Sicherheitskontrollen auf dem Airport zurück. «Was uns passiert ist, kann auf jedem Großflughafen passieren», sagte der Direktor für Internationale Angelegenheiten und Geschäftsentwicklung des Flughafens, Daniel Burkard, der in Hannover erscheinenden «Neuen Presse» (Mittwoch). Medwedew hatte die Vorkehrungen in Domodedowo hingegen als «Anarchie» gegeißelt und gefordert, die Verantwortlichen zu bestrafen.
Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin rief unterdessen die Taxiunternehmen auf, bei Katastrophen wie dem Selbstmordattentat am Flughafen auf überhöhte Fahrtpreise zu verzichten. Nach dem Anschlag hatten Taxifahrer bis zu 500 Euro für eine Fahrt vom Airport in die Stadt und damit etwa zehnmal so viel wie üblich verlangt. Allerdings arbeiten die meisten Fahrer illegal. Die russische Fluglinie Aeroflot kündigte an, die Angehörigen der Todesopfer kostenlos nach Domodedowo und zurück zu fliegen, damit sie dort ihrer Verwandten gedenken können.
afp/dpa/jp - Bild: epa