Nach dem Selbstmordanschlag mit 35 Toten auf dem Moskauer Flughafen Domodedowo hat der russische Präsident Dmitri Medwedew einen deutlich schärferen Anti-Terror-Kampf angekündigt.
Russland brauche mit Blick auf die Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi und andere Großereignisse einen "maximalen Schutz vor Anschlägen", sagte er nach Angaben der Agentur Interfax bei einer Sitzung mit Vertretern des Inlandsgeheimdienstes FSB.
Erneut rügte der Kremlchef laxe Sicherheitsvorkehrungen auf dem Airport. Dort habe praktisch Anarchie geherrscht. Jeder habe dort kommen und gehen können, ohne kontrolliert zu werden.
Konsequenzen gefordert
"Wir brauchen ein schärferes Kontrollsystem. Also eine totale Kontrolle. Wahrscheinlich wird sie länger dauern für die Passagiere, aber das ist der einzige Ausweg", sagte der russische Präsident.
Zugleich forderte er eine harte Bestrafung der Verantwortlichen in der Regierung und in den Behörden, die für die Sicherheit im Personenverkehr verantwortlich seien. Auch der FSB müsse bei sich personelle Konsequenzen ziehen, verlangte der Präsident. Er kritisierte, dass die Zahl der Terroranschläge in Russland im vergangenen Jahr gestiegen sei.
Medwedew kündigte an, am Mittwoch nun doch zum Weltwirtschaftsforum zu reisen und dort eine Rede zu halten. Unmittelbar nach dem Anschlag hatte er das zunächst in Frage gestellt.
In Domodedowo, wo der Flugbetrieb wieder weitgehend normal läuft, legten Passanten Nelken nieder. Der Anschlagsort selbst ist abgeriegelt. Einheiten der Sonderpolizei OMON laufen verstärkt Streife. Die Stimmung in der Zehn-Millionen-Stadt war aber insgesamt ruhig, größere Kontrollen oder auffällige Einschränkungen waren nicht zu beobachten.
Acht Ausländer unter den Toten
Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa kam bei dem Terroranschlag auch ein Deutscher ums Leben. Der 1976 geborene Mann soll aus Köln stammen, berichtet die 'Kölnische Rundschau'. Unter den Toten sind laut Zivilschutz acht Ausländer, darunter zwei Briten und ein Bulgare. Offiziellen Angaben aus Wien zufolge starb auch ein Österreicher.
Die Identifizierung der Leichen gestaltet sich für Ermittler schwierig. Zahlreiche Verletzte schweben weiter in Lebensgefahr.
Die Behörden vermuten nach eigenen Angaben, dass Terroristen aus dem russischen Konfliktgebiet Nordkaukasus hinter dem Anschlag stecken. Medienberichten zufolge hatte der FSB bereits seit einigen Tagen Hinweise auf einen bevorstehenden Terrorakt in Moskau. Die Ermittler gegen davon aus, dass der Selbstmordattentäter, der seine Bombe in der Ankunftshalle zündete, ein Mann war. Medienberichte über eine weibliche Attentäterin bestätigten sie nicht.
In der Krisenregion im Nordkaukasus, wo auch das frühere Kriegsgebiet Tschetschenien liegt, kämpfen Islamisten um Unabhängigkeit von Moskau. Sie hatten immer wieder gedroht, den Terror ins russische Kernland zu tragen. Bei einem Doppelanschlag auf die Moskauer Metro Ende März vorigen Jahres kamen 40 Menschen ums Leben.
dpa/km - Bild: epa