Fast jeder hat sich schon einmal hinters Steuer seines Autos gesetzt, obwohl es eine kurze Nacht gab – vielleicht auch mehrere hintereinander, wenn man zum Beispiel in der Frühschicht arbeitet. Das ist nicht ungefährlich. Müdigkeit und Autofahren: Das passt nicht zusammen. Genau wie Alkohol und Autofahren erhöht ein Schlafmangel das Unfallrisiko.
Müdigkeit ist bislang nur schwer zu messen
Wie viel Promille ein Autofahrer im Blut hat, lässt sich mit einem Atemtest leicht und schnell feststellen. In Belgien liegt der Grenzwert bei 0,5 Promille. Darüber hinaus verdoppelt sich das Unfallrisiko, zeigen mehrere Studien. Ein Atemtest bringt aber keine Erkenntnisse in Sachen Müdigkeit. Sie ist deutlich schwieriger zu messen. Selbst wenn man sie misst, weiß man noch nicht, wo die Grenze liegen sollte, die sicherstellt, dass man wach genug ist, Auto zu fahren.
An der Monarch University im australischen Melbourne ist zu dem Thema viel geforscht worden. Fachleute untersuchen das Blut von Verkehrsteilnehmern, die einen Verkehrsunfall verursacht haben, und versuchen herauszufinden, ob das Blutbild verrät, dass die Person zu wenig geschlafen hatte, als der Unfall passierte.
Biomarker geben Aufschluss über Müdigkeit
Tatsächlich haben die Forscher fünf Merkmale identifizieren können, sogenannte Biomarker, die zeigen, ob jemand länger als 24 Stunden wach war. Grob vereinfacht ist es so: Wenn man nicht genug geschlafen hat, geht der Körper in einen Stressmodus über. Dabei werden unter anderem Cortisol, Glukose und Entzündungsparameter freigesetzt. Diese lassen sich messen.
Noch ist die Untersuchung nicht abgeschlossen. Aber die Forscher gehen davon aus, dass ein forensischer Bluttest für Schlafentzug bereits in zwei Jahren verfügbar sein wird. Dieser könnte dann in Krankenhäusern verwendet werden, wo Unfallfahrer neben einem Alkohol- und Drogentest auch auf Müdigkeit am Steuer getestet werden könnten.
Verkehrsexperten sind gefragt
Bis die Tests straßentauglich sind und etwa bei Polizeikontrollen eingesetzt werden können, wird aber noch mehr Zeit vergehen. Zeit genug für Verkehrsexperten, sich zu überlegen, wie die möglichen Grenzwerte aussehen könnten und wie man dann mit Menschen umgeht, die nachts arbeiten. Man kann und will ihnen ja nicht verbieten, mit dem Auto nach Hause zu fahren.
vrt/jp
...doch, wenn jemand nachts arbeitet UND 24 nicht geschlafen hat (was ja nicht zwingend zusammenhängt) sollte man tatsächlich nicht mehr fahren bzw. sollte das verboten sein. Fein, wenn wir diese Dinge bald Mal (besser) messen können.